Hoffen auf das Heimgesicht

von Redaktion

Regensburg-Debakel wirkt nach

Bereit für die nächste Heimparty? Zuletzt gab es auf Giesings Höhen umjubelte Siege gegen Duisburg und Cottbus. Wird der Sonntag zum nächsten weiß-blauen „Feier-Tag“? © Sampic

München – Heimkomplex, Giesinger Selbstbedienungsladen. Das war das große Löwen-Thema vor einem Jahr. In sieben Spielen zu Hause hatte 1860 gerade mal sieben Punkte geholt, nur der Tabellenletzte Hannover II war noch freundlicher zu seinen Gästen. Auswärts dagegen lief es für das Team von Ex-Trainer Giannikis: Platz zwei hinter Saarbrücken, dem ewigen Rivalen.

Jetzt steht das nächste Kräftemessen mit dem Relegationsgegner von 2018 ins Haus – mit unterschiedlichen Vorzeichen. Beide Vereine sind plötzlich heimstark (14 Punkte), auswärts dagegen Punktelieferanten. Bei 1860 wirkt die Klatsche von Regensburg nach (0:4), die heftigste von fünf Auswärtspleiten in Folge hat die Stimmung während der Länderspielpause beherrscht. Weder das 4:0 in Aubstadt (Totopokal-Viertelfinale) noch das 14:2 in Passau (Regio-Tour) linderten den Ligafrust. Umso größer ist die Hoffnung, dass die Löwen am Sonntag wieder ihr Heimgesicht zeigen. „Wir haben was gutzumachen und wollen uns beweisen, dass wir es draufhaben“, sagt Trainer Markus Kauczinski.

Zuletzt feierte Giesing Partys gegen den jeweiligen Tabellenführer: erst 3:1 gegen Duisburg, dann 3:0 gegen Cottbus. Zu Hause habe man „echt abgeliefert“, sagte Kapitän Thore Jacobsen gegenüber der Saarbrücker Zeitung. Die Marschroute des Ex-Elversbergers für Sonntag: „Wir müssen schauen, dass wir schnell ins Spiel kommen – und die Verunsicherung bei Saarbrücken ausnutzen.“

Die ist in der Tat beträchtlich, wie aus dem Saarland zu hören ist. Der Verein ringt um professionelle Strukturen (drei Vorstände, vom Aufsichtsrat kontrolliert) – Präsident Hartmut Ostermann, mit seiner Firma zugleich Hauptsponsor, ist mäßig begeistert davon. Angesichts der Strukturdebatte fiel der Sport ein bisschen hinten runter. Ende September noch auf Platz zwei liegend, gab es zuletzt sieben sieglose Spiele in Serie für den FCS. Zu hören ist, dass die Mannschaft gerne offensiver spielen würde, als ihr Kontrolle liebender Trainer das zulässt. Das 1:1 gegen Havelse (nach Führung) schwächte die Position von Alois Schwartz zusätzlich. Wie berichtet reagierte er mit einem sehr schweißtreibenden Pausenprogramm. Auch für Schwartz zählt am Sonntag nur ein Sieg – umso mehr Brisanz erhält das Traditionsduell, in dem die Löwen in der 3. Liga erst einmal als Gewinner hervorgegangen sind.

Zu Hause haben die Giesinger letztmals 2006 gegen Saarbrücken gewonnen, damals noch in der 2. Liga. Beenden die Löwen am Sonntag diese schwarze Serie? Kauczinski, mit 1860 zu Hause makellos, auswärts dagegen punktlos, setzt auf einen heilsamen Regensburg-Schock. Er habe gespürt, dass die Spieler „frustriert und enttäuscht von sich selber“ waren, schilderte er. Die Reaktion hat ihm gefallen, nicht nur in Aubstadt, auch in Passau: „Sie haben Tempo gemacht und aufs Gaspedal getreten – beide Teams. Entsprechend engagiert erwartet er die Seinen am Sonntag. „Bisher war unter meiner Regie die Zeit daheim sehr erfolgreich“, sagte er: „Das wollen wir natürlich fortführen!“

Generell will Kauczinski nichts beschönigen, was sein (sechswöchiges) Wirken bei 1860 angeht: „Wir haben zwei Spiele gewonnen, zwei verloren – das ist Durchschnitt.“ Er weiß: „Wenn man mehr will, muss man besser spielen.“ Das Duell mit Angstgegner Saarbrücken ist ein guter Anlass, um die Weichen in Richtung „mehr“ zu stellen.ULI KELLNER

Artikel 1 von 11