Köln/Falun – Es müssen die Karotten gewesen sein, die aus Felix Hoffmann plötzlich einen Podestspringer gemacht haben. „Na klar habe ich welche gegessen“, sagte der Thüringer nach seinem dritten Platz beim Saisonstart in Lillehammer, dem ersten Podium seiner Karriere – und das mit 28 Jahren. Also biss Hoffmann auch vor dem Weltcup am Dienstag in Falun (15.10 Uhr/ARD und Eurosport) wieder brav ins Gemüse.
Aber warum Karotten? Am Samstag hatte Hoffmann das Podest noch verpasst, weil er im zweiten Durchgang den Absprung nicht erwischte. Vom Schweizer Gregor Deschwanden bekam er daher den nicht ganz ernst gemeinten Tipp, seine Sehkraft mit ein paar Möhren zu verbessern: „Oder hast du schonmal einen Hasen mit Brille gesehen, Felix?“
Ein ganz alter Kalauer, aber er half. Hoffmann schaute am Sonntag genau hin und holte sich „völlig verdient“ den Podestplatz, wie Bundestrainer Stefan Horngacher sagte. Kaum zu glauben: Hoffmann hat schon am ersten Weltcupwochenende 86 Punkte gesammelt und damit exakt so viele, wie in den vorherigen acht Wintern zusammen.
Hoffmann ist zweifellos ein Spätzünder, seine ersten Punkte hatte er erst mit 25 geholt. Zwischenzeitlich dachte der Polizeimeister auch an ein Karriereende, schließlich ist er seit einem Jahr auch Papa. Verheiratet ist Hoffmann seit Juli 2022 mit der ehemaligen Skispringerin Sophia Görlich, der Zwillingsschwester von Team-Weltmeisterin Luisa Görlich.
Doch seit ein paar Monaten läuft es plötzlich. Ende Oktober wurde Hoffmann erstmals deutscher Meister. Er habe von der Materialumstellung profitiert, im Sommer aber auch „athletisch echt viel vorwärts gebracht“, sagt er: „Im Herbst haben die Ränder angefangen, ineinander zu greifen. Es ging immer leichter.“
Ein wenig erinnert Hoffmanns Geschichte an die von Pius Paschke, der vor einem Jahr in Lillehammer mit 34 Jahren die Führung im Gesamtweltcup übernahm. „Mir ist es ähnlich gegangen. Dann funktionieren auch mal Sachen, die sich gar nicht so gut anfühlen“, sagt Paschke: „Das ist eine coole Situation. Er muss es nur genießen und ausnutzen.“
Paschke gewann damals fünf der ersten acht Springen, zur Vierschanzentournee fiel die Form dann ab. Ob Hoffmann es besser macht? Große Töne sind von ihm nicht zu erwarten. „Er redet nicht viel. Und wenn, dann muss man ihn schon fragen. Er ruht sehr in sich, ist ein gemütlicher Mensch“, sagte Teamkollege Karl Geiger in der ARD. Derzeit deutet nichts darauf hin, dass Hoffmann sich aus der Ruhe bringen lässt. „Er ist super entspannt“, sagt auch Zimmernachbar Philipp Raimund, der am Sonntag als Vierter ebenfalls glänzte. Der Trubel kommt noch früh genug. Bis dahin gilt: Ruhe bewahren – und Karotten essen.SID