Nicht sein Tag: Neuer sah nicht gut aus. © Traylen/Imago
Hatte viel zu schimpfen: Kompany in London. © IMAGO
Einer war erfolgreich: Karl traf zum 1:1. © IMAGO
Ziemlich bedient: Die Bayern am Mittwochabend nach der Abreibung in London. © Feil/Imago
London – Auch der Himmel über der Insel spielte mit. Pünktlich zum Anpfiff dieses Giganten-Duells zwischen dem FC Bayern und dem FC Arsenal wurde das Wetter über dem Emirates-Stadion „very british“, es goss wie aus Eimern. Die perfekte Dramaturgie für einen Abend in London, der für den FC Bayern wie erwartet ungemütlich war – und noch ungemütlicher wurde. Ein bärenstarker Gegner, drei Treffer durch Jurrien Timber (22.), Noni Madueke (69.) und Gabriel Martinelli (76.) – und da war sie, die erste Niederlage der Saison. 3:1 (1:1) – eine bittere, eine, die weh tut, eine, die nachwirken wird.
Dass ausgerechnet der Jüngste auf dem Platz, Lennart Karl, zum 1:1 getroffen hatte (32.), war zwar eine nette Geschichte – half aber letztlich nichts. Zu behäbig und teils chaotisch spielte das Team von Vincent Kompany und wurde letztlich auseinandergenommen. Passiert ist mit Blick auf nur eine Pleite aus fünf Champions-League-Spielen nichts, aber die Tabellenführung ist futsch. Zudem weiß man nun, dass es bis zu den K.o.-Spielen im Frühjahr doch noch etwas zu tun gibt. Und zwar Einiges.
Karl oder Gnabry – das war die Frage vor dem Anpfiff gewesen. Kompany beantwortete sie überraschend mit Karl UND Gnabry. So bot der Coach seine aktuelle Stamm-Elf auf und ließ den viel ausgepfiffenen Arsenal-Experten Harry Kane ganz vorne stürmen. Gegen die „kompletteste Mannschaft des Kontinents“ (Kompany) war das die beste Lösung – und die Bayern merkten schnell, warum unter anderem Kane die Partie als „die bisher schwerste der Saison“ bezeichnet hatte.
Den ersten Standard brachte Arsenal in der 5. Minute scharf in den Strafraum, die Münchner waren gewarnt. Und das erste Mal lichterloh brannte es vor Manuel Neuer, als Merino Trossard mit einem langen Ball schickte – spät aber wurde Abseits gepfiffen. Lange Bälle waren ein gern genutztes Mittel der Gastgeber, Neuer musste (oft zu riskant) mitspielen. Auch wenn sich die Ballbesitzphasen abwechselten, war Arsenal besser im Spiel; giftiger, gefährlicher. Und es war auch verdient, dass es plötzlich 1:0 stand. Vor den Ecken hatte Kompany gewarnt, aber die Verteidigung stand bei der Hereingabe von Saka vogelwild. Neuer kam in Bedrängnis gegen den köpfenden Timber zu spät – und das Emirates bebte. Das fünfte Gegentor hintereinander, das die Bayern nach einer Ecke bekommen. Gut sah Neuer dabei nicht aus.
Es war der erste Rückstand für das Kompany-Team in der Königsklasse – aber die Reaktion kam prompt. Als Eze das 2:0 knapp verpasst hatte, bediente Kimmich Gnabry, der direkt abnahm und das Auge für Karl hatte. Das 1:1 fiel mit dem ersten Torschuss der Bayern (32), beinahe legte Karl drei Minuten später noch nach. Weil er es aber nicht tat, ging es nach der Halbzeit hitzig zu. Arsenal war zunächst nach Eckbällen und dann auch aus dem Spiel nah an der erneuten Führung. Es ging Schlag auf Schlag, die Bayern-Abwehr war oft orientierungslos. Und es war nur verdient, dass Madueke nach Calafiori-Flanke zum 2:1 traf. Als Neuer dann viel zu weit vor seinem Tor war, schlug auch noch Martinelli zu. Nicht nur dem Himmel war zum Weinen zumute.H. RAIF, P. KESSLER