München – Der Snowboardverband steht vor einer richtungsweisenden Saison. Drei bis vier Olympiamedaillen lautet das Ziel bei den Titelkämpfen im Februar, die zum ersten Mal seit Turin 2006 zurück in Europa sind. Eine Bühne, die man nutzen will. Ein wichtiges Thema vor dem Saisonauftakt ist erneut: Wie können Snowboard-Freestyle, -Cross und die Parallel-Slalom-Wettbewerbe präsenter werden?
„Wir haben es im vergangenen Zyklus geschafft, das finanzielle Konstrukt des Verbandes stabil zu halten“, sagt Stefan Knirsch zufrieden. Mit dem Bau einer Landing-Bag-Anlage für die Freestyler und eines „Sommer-Startgates“ ist der deutsche Snowboardverband gerade dabei, die „materielle“ Lücke zu den Topnationen zu schließen. Bessere Trainingsbedingungen, das hieße mehr Erfolge, und das wiederum mehr Aufmerksamkeit. Ziel des Verbands ist, mehr TV-Zeit zu erhaschen. Olympia soll seinen Teil dazu beitragen.
„Ich sehe die Olympischen Spiele als eine riesige Möglichkeit, Snowboarden in Europa zu pushen“, stimmt Leon Vockensperger zu. Der 26-Jährige ist vermutlich das bekannteste deutsche Snowboard-Gesicht – 145 000 Leute folgen ihm auf Instagram.
Umso überraschender ist es, dass die Wettkämpfe des Rosenheimers im vergangenen Jahr nur selten im TV übertragen wurden. Dieses Schicksaal teilt Vockensperger mit Annika Morgan (23, zweimal Zweite im Slopestyle Weltcup 2024/25) und Christoph Lechner (24, WM-Vierter in der Halfpipe). Jedoch scheinen die Freestyler trotzdem die Gunst des IOC zu haben. Erst vor drei bzw. zwei Zyklen sind die Disziplinen Slopestyle und Big-Air ins Programm aufgenommen worden – die Olympiazukunft dieser Wettkämpfe scheint derzeit sicher.
Im Gegensatz zum Parallel-Riesenslalom. Die Weltcuprennen von Ramona Hofmeister sind zwar regelmäßig Teil des Wintersport-Programms der ARD und des ZDF – drohen aber nach 2026 aus dem Olympiaprogramm zu fliegen, der IOC stellte die Disziplin unter Beobachtung. Für die alpinen Snowboarder gäbe es im Falle einer Streichung keinen einzigen Wettkampf mehr beim größten Sportfest der Welt.
„Danach war echt die Luft raus, das ist schon schwer, so etwas zu verdauen“, sagt Elias Huber, Sohn des Extrembergsteigers Thomas Huber, über die IOC-Entscheidung. Er wäre bei den Spielen in den Französischen Alpen 30-Jahre alt – also im besten Wettkampf-Alter. Vorerst bleibt Huber optimistisch: „Noch ist nichts entschieden. Wir wissen, wie stark alpines Snowboarden ist und wie viel Leidenschaft darin steckt“, so der 26-Jährige. LENNARD KAUSEMANN