Pleiten, Pech und Chaos

von Redaktion

Arsenal zeigt Bayern die Grenzen auf: „Müssen daraus lernen“

Zu spät: Upamecano. © IMAGO

Nicht auf der Höhe: Laimer (r.) gegen Saka. © Andy Rain/EPA

Spektakulär, aber ohne Erfolg: Die Bayern-Offensive um Serge Gnabry blieb im Topspiel der Champions League gegen ein defensivstarkes Arsenal meist zu ungefährlich. © Stansall/AFP

London – In Zeiten großer Niederlagen geht es um feine Details – und eines davon lieferte Jan-Christian Dreesen gleich in der Nacht zum Donnerstag. Natürlich war es reiner Zufall, dass der CEO des FC Bayern seine Rede nach dem schmerzhaften 1:3 (1:1) beim FC Arsenal um 23.55 Uhr Londoner Ortszeit begonnen hatte, aber es passte zur Stimmung in diesem fein hergerichteten Bankett-Saal des Hotels „Rosewood“. Vor Mitternacht war es erlaubt, „die Köpfe ein bisschen hängenzulassen“, nach Mitternacht richtete sich Blick des abgewatschten Rekordmeisters nach vorne. Auf St. Pauli am Samstag, auf die K.o.-Spiele im Frühjahr – und vor allem auf alles, was bis dahin passieren muss.

„Wir haben uns in den letzten 18 Pflichtspielen an das Gewinnen gewöhnt. Da fällt es einem schwer, so etwas zu akzeptieren“, gab Dreesen zu. 144 Tage war die letzte Pleite her, 18 Spiele hintereinander hatte sich Vincent Kompany mit seinem Team nicht schlagen lassen, sondern alle „berauscht“ (Dreesen). Aber die Gratulation richtete sich diesmal fair an den neuen Tabellenführer der Champions League aus London. „Wir haben verdient verloren, das gilt es zu akzeptieren“, sagte Dreesen und fügte hinzu, was man an diesem denkwürdigen Abend fast vergessen konnte: „Es ist mitten in der Saison. Besser jetzt als in der K.o.-Phase.“ Auch Vincent Kompany betonte: „Die Champions League wird heute nicht entschieden. Wir haben nichts verloren.“

Dass sich Verlieren trotzdem „scheiße“ anfühlt (Konrad Laimer), sah man den Spielern bei ein paar Happen Sushi an. Es ging schnell ins Bett, auch auf dem Rückflug am Donnerstagmittag waren die drei Gegentreffer durch Timber (22.), Madueke (69.) und Martinelli (77.) noch in den Köpfen. Dass Ausreden nicht gelten, hatte Max Eberl kurz nach Abpfiff klargestellt. Der Ton war nicht rau, aber der Sportvorstand wünscht sich eine Reaktion. „Drei vier Prozent weniger“ hatte er auf dem Platz gesehen: „Solche Spiele werden in der K.o.-Phase auf uns zukommen. Da heißt es, daraus zu lernen.“

Ansatzpunkte gab es genug. Denn während Arsenal zu jeder Zeit heiß war (Declan Rice: „In diesen großen Nächten haben wir diesen unbedingten Willen in unseren Bäuchen“), konnten die Bayern mit Ausnahme von 15 starken Minuten inklusive Weltklasse-Kombination zum 1:1 durch Lennart Karl (32.) nur reagieren. „Wir waren in den Schlüsselmomenten unterlegen“, sagte Manuel Neuer, Kimmich wurde konkreter. Mit Ball „nicht mutig und aktiv genug“, gegen den Ball „physisch nicht auf der Höhe“, dazu hatte man sich bei den Standards vom „Chaos“ (Eberl) der Gunners anstecken lassen und Manuel Neuer nicht seinen besten Tag. Die Zuordnung in der Abwehr stimmte oft gar nicht. Wenn dann vorne weder Kane noch Olise zum Zug kommen, kann es sehr schnell sehr bitter werden. Kimmich: „Das tut heute weh, aber es war ein ganz wichtiges Spiel für uns.“

Der Vize-Kapitän verglich den Abend sogar mit dem 1:4 vor einem Jahr in Barcelona. „Extrem viel“ könne man mitnehmen. Für das Pokal-Achtelfinale kommende Woche bei Union Berlin, für die nächsten Champions-League-Partien gegen Lissabon (9. Dezember) und Saint-Gilloise (21. Januar), aber vor allem für die Crunchtime. Bis Frühjahr geht es darum, wie zuletzt gegen PSG konstant Weltklasse zeigen zu können. Kompany sagte: „Ich möchte, dass wir dann auf dieses Spiel zurückschauen und sagen: Deswegen können wir es jetzt besser.“ Dreesen fügte hinzu: „Wir vertrauen euch.“ Dann war es Mitternacht. Ein neuer Tag, endlich.H. RAIF, P. KESSLER

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