Rote Schuhe, aber im Herzen blau

von Redaktion

Ex-Löwe Dennis Dressel, jetzt Kapitän in Ulm, über das Wiedersehen am Samstag

Aufreger: Dennis Dressel als 1860-Akteur mit Schuhen in der Tabu-Farbe – zum Ärger der Westkurven-Fans. © Imago

München – Ein Brandbrief zweier Spieler an den Aufsichtsrat, der zur Entlassung von Trainer und Geschäftsführer führte. Zuletzt sechs Pleiten in Serie, Abstiegskampf in der 3. Liga – und das als Zweitliga-Absteiger. Beim SSV Ulm brennt es lichterloh. Mittendrin: Dennis Dressel. Der Urlöwe (spielte zwischen 2007 und 2022 bei 1860) ist mittlerweile Kapitän der Spatzen. In unserem Interview spricht er über das direkte Duell gegen Sechzig (Samstag, 14.03 Uhr), die Krise in Ulm sowie die spezielle Farbauswahl seines Schuhwerks.

Herr Dressel, wie viele Karten mussten Sie für den Samstag bereits besorgen?

Tatsächlich sehr viele (lacht). Die Zahl müsste im mittleren zweistelligen Bereich liegen. Es ist mein erstes Pflichtspiel gegen die Löwen. Hoffentlich können wir die Wende einleiten.

Sie stecken mit Ulm tief in der Krise. Wie soll der Turnaround gelingen?

Es ist einfach eine enorm ausgeglichene Liga. Uns ist auch bewusst, dass die Löwen auswärts nicht gut drauf sind, vielleicht erwischen wir sie zu einem guten Zeitpunkt. Mit den Fans im Rücken können wir hoffentlich als Gewinner vom Platz gehen.

Wie schafft man es in dieser schwierigen Phase, die Köpfe aufrecht zu halten?

Bei uns in Ulm ist in den letzten Wochen viel passiert. Wir brauchen ein Erfolgserlebnis, vor allem für den Kopf. Dann können wir auch wieder den Fußball spielen, der uns stark macht. Fußball spielen können wir alle sehr gut, haben aber aktuell eine Blockade im Kopf. Da kann uns auch der neue Trainer frische Impulse geben.

Pavel Dotchev, der Rekordtrainer der Liga…

Der Mann hat schon vieles erlebt, weiß auch wie Abstiegskampf funktioniert. Er bringt Ruhe rein in dieser schwierigen Situation, das ist wichtig. Wir wollen bis Weihnachten eine gute Serie hinlegen.

Sie sind von 1860 ja einiges an Trubel gewohnt, aber was war denn da in den letzten Wochen in Ulm los?

Es ist sehr viel passiert, wahrscheinlich einmalig im deutschen Profifußball. Der Verein hat reagiert, um einen neuen Impuls zu setzen. Die Alarmglocken schrillen, jeder ist sich der Situation bewusst. Mit der neuen Führungsetage befinden wir uns jetzt im Neuaufbau.

Blicken wir auf den kommenden Gegner: Die Löwen haben im Sommer eine großangelegte Transferoffensive gestartet. Haben Sie damit gerechnet, dass sich 1860 dennoch so schwertun würde?

Sechzig hat namhafte Spieler verpflichtet. Ich finde es gut, wenn Vereine Ex-Spieler holen, die sich mit dem Club identifizieren, wie im Sommer Kilian Jakob, Kevin Volland oder Florian Niederlechner. Die 3. Liga ist aber leider kein Selbstläufer, es geht viel um Mentalität.

Sie haben mit dem Thema Rückkehrer die Vorlage geliefert, wie sieht es mit Ihnen und 1860 aus?

Sechzig ist für mich ein besonderer Verein und deshalb immer eine Option. Eine Rückkehr kann ich mir irgendwann sicher vorstellen. Es ist mein Verein, in dem ich großgeworden bin. Aber ich bin jetzt Spieler von Ulm, stellvertretender Kapitän und es geht um das Wohl des Vereins. Wir sind in einer beschissenen Situation, es geht ums Überleben. Jeder Punkt zählt, jedes Tor zählt.

Packen Sie am Samstag die roten Schuhe aus?

(lacht) Da muss ich noch schauen, welche am besten eingespielt sind. Aber hier in Ulm wäre das ja auch in Ordnung.

Was wird nötig sein, um die namhafte 1860-Offensive aus dem Spiel zu nehmen?

Wir dürfen diese starken Offensivspieler nicht zum Zug kommen lassen, müssen aggressiv in den Zweikämpfen sein. Es wird brutal intensiv, mit vielen ekligen Zweikämpfen. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein 1:0 dieses Spiel bereits entscheiden kann.

INTERVIEW: MARCO BLANCO UCLES

Artikel 3 von 11