Wehe, wenn sie gereizt sind: Wie sehr lassen Kimmich & Co. den FC St. Pauli ihren Arenal-Frust spüren? © Imago
München – Für Vincent Kompany gab es vor dem Duell gegen den FC St. Pauli am Samstag (15.30 Uhr, Sky) einen kurzen Exkurs in Sachen Bundesliga-Historie. Der Bayern-Trainer wurde gefragt, ob er den Begriff „Weltpokalsiegerbesieger“ kenne? „Noch nie gehört“, antwortete der Münchner Chefcoach, und als die Erklärung folgte, musste er kurz lachen: „Jetzt habe ich es verstanden. Aber ich gehe davon aus, dass jeder Sieg gegen Bayern ein Pokal ist – und wir wollen keine Pokale verschenken!“
Entsprechend gering sind die Erwartungen des Gegners. Freche Kampfansagen? Fehlanzeige! Man werde „alles“ geben, dass „wir nicht unter die Räder kommen“, sagte Pauli-Präsident Oke Göttlich: „Es wird keine Mannschaft – auch wir nicht – in München hoch gewinnen.“ Und Trainer Alexander Blessin meinte, sein Team werde sicher „leiden müssen“, aber es wäre auch „falsch, von Angst zu reden“. Der letzte Pauli-Sieg datiert aus dem Jahr 2002.
Das bayerische Star-Ensemble will im Heimspiel beweisen, dass die Pleite gegen den FC Arsenal (1:3) nur ein Ausrutscher war. „Wir verlieren nie gern, wir brauchen das auch gar nicht – weil das Team einen großen Hunger und eine große Energie hat“, erklärte Sportdirektor Christoph Freund und kündigte eine Art Pauli-Wutprobe an: „Niederlagen gehören zum Fußball, die Frage ist, wie man darauf reagiert. Das können wir jetzt ausmerzen.“
Diese Sichtweise ist ganz nach Kompanys Geschmack: „Wir wollen nie verlieren, wir akzeptieren und mögen das nicht. Aber es geht um die Reaktion in einer Phase der Saison, um das Spiel gegen Arsenal und nun um St. Pauli.“ Die Mannschaft müsse sich laut Kompany auf große Momente vorbereiten, „dass wir dann auch da sind und gewinnen.“
Darum macht der Belgier in seiner Spielvorbereitung auch keinen Unterschied zwischen den Königsklassen-Kickern aus London und dem Kiez-Club aus Hamburg: „Es war zuletzt zweimal schwer gegen sie, sie haben lange gekämpft. Das haben wir auch im Kopf, wir wissen, dass das nicht einfach wird – auch wenn sie achtmal hintereinander verloren haben.“
Den acht Niederlagen stehen zwei Siege und ein Remis gegenüber, was den 16. Tabellenplatz zur Folge hat. Diesen Umstand bewertet Kompany aber nicht unbedingt als Nachteil für den krassen Außenseiter: Ein Spiel gegen Bayern bedeute „weniger Druck für dich, wenn du unten drin stehst. Das kann ein positiver Effekt sein“.
Personell können die Bayern aus dem Vollen schöpfen, um die drei Punkte einzufahren – abgesehen von den Rekonvaleszenten Alphonso Davies und Jamal Musiala. Es ist trotzdem nicht ausgeschlossen, dass der eine oder andere Vielspieler eine Verschnaufpause erhält. Vielleicht sogar Manuel Neuer? Kompany: „Wir wollen auch, dass Jonas Urbig Fortschritte macht, aber das Timing muss ruhig besprochen werden. Wenn wir die Entscheidung treffen, den Keeper mal zu tauschen, ist das immer in Kommunikation mit Manu. Das haben wir nicht gemacht und ich muss überlegen, was das Beste ist für die Mannschaft.“
Kritik wollte der Coach an seinem Torhüter und dem patzenden Dayot Upamecano nicht aufkommen lassen. „Fehler? Welcher Fehler?“, sagte der Münchner Coach, als er auf Neuers missglückte Rettungsaktion beim 1:3 angesprochen wurde.M. BONKE, V. TSCHIRPKE