Kampfstarker Kreativspieler: Kevin Volland. © IMAGO
Hellwach: Nach einem Doppelpass mit Volland entschied Haugen die Partie – schon nach 22 Sekunden. © IMAGO / Lucca Fundel
München – Auch das noch! Pavel Dotchev stieg nach dem 0:1 bei seiner Heimpremiere vom PK-Podium – und übersah eine tückische Stufe auf dem Rückweg in den Ulmer Kabinentrakt. Ein Stolperer, doch Markus Kauczinski, der hinter ihm lief, fing ihn ab. Beide lachten, dazu gab‘s ein paar aufmunternde Worte vom Löwen-Trainer. Konnte Dotchev gebrauchen, denn die Ulmer Pannenserie hatte sich auch auf dem Rasen fortgesetzt: siebte Pflichtspielniederlage in Folge!
Bei den Löwen endete dagegen eine pechschwarze Serie. Nach fünf Auswärtspleiten gab‘s endlich wieder einen Sieg. Die Stolpergefahr im Donaustadion war auch sportlich groß – doch Erleichterung stellte sich schon nach 22 Sekunden ein: Sigurd Haugen traf nach Doppelpass mit Kevin Volland. Schnellste Löwen-Führung der Saison, erst die dritte auf fremden Plätzen. Der hauchdünne Vorsprung reichte. Die Löwen gingen zwar schlampig mit ihren Konterchancen um, doch hinten stand zum zweiten Mal in Folge die Null. „Es war ein hartes Stück Arbeit“, kommentierte Kauczinski: „Wir hatten viele schwierige Situationen zu überstehen, mussten bis zum Ende zittern – wenngleich die zweite Halbzeit besser war.“
Auch nach der Pause stoppten Max Reinthaler & Co. jeden Ulmer Angriff, ehe es gefährlich wurde. Den Rest erledigte der Ex-Ulmer Philipp Maier, als zweiter Sechser äußerst wertvoll – und zur Not war ja auch noch Thomas Dähne da. Der 1860-Keeper hatte Glück, dass es an diesem sonnig-kühlen Samstag nur zugig war, nicht windig. Zur Erinnerung: Beim letzten Löwen-Auftritt in Ulm hatte es Marco Hiller einen Ball ins Tor geweht – damit war im Oktober 2023 eine schmerzhafte 0:1-Pleite besiegelt.
Seitdem hat sich viel getan: Auf Jacobacci folgten Giannikis und Glöckner, ehe Kauczinski nach dem 0:2 von Aue übernahm. Dessen Bilanz seit dem 11. Spieltag: vier Siege, zwei Niederlagen – Punkteschnitt 2,0. Regensburg (0:4) war ein Wendepunkt. Schafft es endlich ein Trainer, den Löwen ihre Wankelmütigkeit auszutreiben? Zumindest hat Kauczinski eine Formation gefunden, die effektiv auftritt – und so homogen, dass über die verletzten Leistungsträgern kaum gesprochen wird. Zur Unterstützung waren Verlaat & Co. nach Ulm mitgereist. Das sportliche Gesicht ohne sie ist nicht das ansehnlichste – trotzdem verschafft es den Löwen Zugang zur besseren Gesellschaft in dieser 3. Liga. 1860 kletterte auf Platz neun! „Wir stehen relativ stabil“, sagte Maier an alter Wirkungsstätte: „Wir verteidigen gut. Nur unsere Konter müssen wir noch besser ausspielen.“
Immerhin: Volland, zwischenzeitlich vom Rückkehrer-Druck gelähmt, blüht langsam auf und leitete auch im Donaustadion fast alle Löwen-Angriffe ein. Das Erfolgsrezept aus seiner Sicht: „Wir haben viel auf die Fresse gekriegt, aber inzwischen hat‘s hoffentlich bei jedem Klingelingeling gemacht. Wenn wir leidenschaftlich spielen, alles reinwerfen und jeder für den anderen läuft, kann man auch solche schwierige Spiele gewinnen.“ Und die letzten drei in diesem Jahr: Schweinfurt, Ingolstadt (auswärts) und Verl? Volland dämpft die Erwartungen: „Jeder denkt, dass wir Schweinfurt aus dem Stadion hauen, aber das wird nicht passieren, denke ich mal. Die werden uns alles abverlangen – wie jeder Gegner in dieser Liga.“ULI KELLNER