…und dann Jackson zum Endstand. © Hörmann/IMAGO
…weil erst Diaz zum erlösenden 2:1 traf… © Hormann/IMAGO
Da war es schon wieder passiert: Zum vierten Mal hintereinander gerieten die Bayern am Samstag gegen Pauli in Rückstand. Diesmal drehten sie die Partie… © IMAGO
München – Als die Spieler des FC Bayern am Samstagnachmittag in der Kabine saßen, waren die Beine müde und die Köpfe noch leer, aber es kam immerhin prominenter Besuch. Jamal Musiala nämlich wollte seine Gratulationen zur Willensleistung beim Last-Minute-3:1 (1:1) gegen den FC St. Pauli persönlich überbringen – und wurde so gleich Zeuge davon, wie schnelllebig Fußball in Englischen Wochen ist. „St. Pauli ist vorbei – jetzt geht der Blick nach vorne“, sagte Präsident Herbert Hainer und gab damit wieder, was Vincent Kompany schon hinter verschlossenen Türen angesprochen hatte: Mund abputzen, weitermachen! Der Vorsprung in der Liga ist mit viel Kraftaufwand und dem nächsten Dreier ausgebaut worden – ab jetzt zählt nur noch der Pokal.
Drei Tage bleiben, um physisch und psychisch zu regenerieren, am Mittwoch (20.45 Uhr) geht es bei Union Berlin um den Einzug ins Viertelfinale. Das erste Überwintern im Pokal seit 2022 genießt im Club oberste Priorität, das nächste frühe Aus würde die Jubel-Stimmung der vergangenen Woche doch deutlich dämpfen. Und so war es vielleicht auch gar nicht schlecht, dass die Generalprobe gegen ein Team aus Hamburg bestanden werden musste, über das Trainer Alexander Blessing sagte: „Jeder hat sein Herz auf dem Platz gelassen.“ Mit Blick auf Union, das die Bayern vor drei Wochen beim 2:2 als erstes Liga-Team geknackt hatte, sagte Hainer: „Jede Mannschaft gibt gegen uns 110 Prozent.“ Trotzdem, fügte der Präsident hinzu, sei die Chance „sehr groß“, dass der zweite Trip nach Berlin in der laufenden Saison nicht der letzte sein wird. Stichwort: Pokalfinale am 23. Mai 2026.
Der Weg bis dahin ist weit – und wird noch weitere Partien beinhalten wie jene gegen St. Pauli. „Es war nicht einfach heute. Aber solche Siege gehören auch zu einer Saison“, sagte Kompany und versicherte: „Das gibt uns Selbstvertrauen.“ Obwohl es nach dem frühen Treffer von Paulis Andreas Hountondji (6.) und dem Ausgleich durch Raphael Guerreiro (44.) bis zur Nachspielzeit nach dem zweiten Remis der Saison aussah, gingen die Bayern am Ende nach den Last-Minute-Toren von Luis Diaz und Nicolas Jackson (90.+3/90.+6) mit Glücksgefühlen vom Platz. „Ich liebe solche Spiele“, posaunte Sportdirektor Christoph Freund in die Mikrofone, Kompany verteilte ein „großes Kompliment an die Jungs“. Auch Manuel Neuer versicherte: „Wir glauben immer daran, dass wir bis zur letzten Minute Tore machen können.“
Das Ergebnis stimmte und brachte in der Liga nach der Nullnummer von Leipzig am Freitag gegen Gladbach acht (!) Punkte Vorsprung an der Tabellenspitze. Und trotzdem merkt man den Bayern pünktlich zum Advent einen Hauch von Müdigkeit an. Flog man bisher nur so durch alle Wettbewerbe, kosten die Auftritte nun oft Körner. Gegen St. Pauli war das Glück nicht auf Bayerns Seite, mehrfach flogen die Bälle ans Aluminium. Alarmierend ist aber vor allem, dass man bereits im vierten Spiel hintereinander in Rückstand geriet. Die beiden Heimpartien (6:2 gegen Freiburg, 3:1 gegen Pauli) konnte das Kompany-Team drehen, die Auswärtsspiele (2:2 bei Union, 1:3 bei Arsenal) nicht. Gerade die 90 Minuten in London „stecken noch in den Beinen“, gab Hainer zu.
Als Ausrede wird das nicht mehr gelten, wenn es eine Woche nach der ersten europäischen Pleite an der Alten Försterei um alles oder nichts geht. Aber Hainer ist sich sicher: „Diese Mannschaft ist unglaublich stark – und sie wollen alle.“ Das habe er schon in der Kabine bemerkt. Weiter, immer weiter. HANNA RAIF, MANUEL BONKE