Hat Niederlechner verdrängt: Patrick Hobsch. © IMAGO
Erstmals traf er auswärts: Sigurd Haugen. © IMAGO
Dreht immer mehr auf: Kevin Volland. © IMAGO
München – In der Löwen-Kabine herrschte ausgelassene Stimmung. „Bella Napoli“ lief aus den Lautsprechern. Halbnackte Profis klatschten sich ab. Siegtorschütze Sigurd Haugen musste zur Dopingkontrolle – doch der Co-Matchwinner stellte sich der Presse: Kevin Volland. Sein Kurzkommentar zum 1:0-Sieg in Ulm: „Von den Auswärtspartien der jüngsten Zeit war das die angenehmste.“
Die Erleichterung war greifbar. Auswärts lief zuletzt wenig zusammen – diesmal reichte eine Szene nach 22 Sekunden: Haugen traf nach feinem Zusammenspiel mit Volland. Der Initiator beschrieb die Szene so: „Sigi spielt raus auf mich, verzögert noch ein bisschen, Hobschi zieht den Raum etwas frei – das waren super Laufwege. Zurechtgelegt hatten wir da nichts, das entsteht einfach.“
Seit der schmerzhaften Packung von Regensburg (0:4) haben die Löwen defensiv Stabilität gefunden – und offensiv findet das Trio Volland, Haugen und Hobsch immer besser zusammen. Gegen Saarbrücken staubte Hobsch nach einem Volland-Schuss ab – Türöffner zum 2:0-Sieg. In Ulm stach Haugen zu, hätte das Ergebnis später sogar ausbauen können. Volland wiederum wirkt von Woche zu Woche befreiter. Gegen Saarbrücken war er gut, in Ulm noch einen Tick besser. Auch Ulm-Coach Pavel Dotchev erkannte das an: „Volland ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann – das hat er heute leider gemacht.“
Hobsch nennt zwei Hauptgründe für den Aufschwung, der seit Regensburg hinten (null Gegentore) wie vorne sichtbar wird. „Seit Regensburg stellt der Trainer mich auf“, sagte er im Scherz. Und ernsthaft – die Kollegen einbeziehend – sagte er: „Wir kennen uns erst seit Sommer, je öfter man miteinander spielt, desto besser funktionieren die Abläufe.“ Die Scorerliste bestätigt das: Volland (2 Tore/5 Assists) führt vor Haugen (6/0) und Hobsch (4/2). Klingelts im gegnerischen Kasten, ist meist einer aus dem Offensivtrio beteiligt.
Ein neues magisches Dreieck? So weit ist es noch nicht. Unübersehbar ist aber, dass das Angriffstrio vorne bereit ist, Meter zu machen – jeder mit einer persönlichen Enttäuschung als Antrieb. Volland, der nach holprigem Start von Teilen der Fans schon abgeschrieben wurde. Haugen, der bei Kauczinskis Vorgänger kein Vertrauen spürte. Und Hobsch, dem als Toptorjäger der Vorsaison Florian Niederlechner vor die Nase gesetzt wurde. Der Volland-Spezl traf in den ersten beiden Saisonspielen, danach nicht mehr. Hobsch gab Gas – als Joker und auch im Totopokal. Jetzt spielt er immer, zuletzt zweimal über 90 Minuten.
Ein höherer Sieg in Ulm wäre leicht möglich gewesen. „Wir haben noch sieben, acht Dinger liegengelassen“, merkte Hobsch selbstkritisch an: „Daran gilt es extrem zu arbeiten.“ Kauczinski, der das Team strukturell umgebaut hat, ist vor allem dankbar, dass das leidige Thema Auswärtsschwäche vom Tisch ist: „Wenn du es ständig aufs Butterbrot geschmiert kriegst, belastet es einen doch – auch wenn es keiner zugibt.“
Zu Hause läuft‘s eh. Und sein neuer Dreizack dürfte auch am Samstag gegen Schweinfurt gesetzt sein.ULI KELLNER