„Keine Worte“: Der enttäuschte Piastri. © Biandic/DPA
Behält er die Nerven? Lando Norris. © Memmler/Imago
Wird auch beim Saisonfinale gefeiert? Das Red-Bull-Team gibt sich vor Abu Dhabi selbstbewusst. © AlShehab/Imago
Der Himmel ist das Limit: Ende August hatte Verstappen noch 100 Punkte Rückstand, jetzt sind es nur noch 12. © Lian/Imago
Lusail – In seiner Rolle als Bösewicht fühlt sich Max Verstappen sichtlich wohl. McLaren-Boss Zak Brown könne ihn „gerne Chucky nennen“, sagte der Formel-1-Weltmeister mit Blick auf die „Mörderpuppe“ aus dem gleichnamigen Horrorfilm aus den 80ern. Und tatsächlich sorgt der Niederländer bei seinen zunehmend panischen Konkurrenten Lando Norris und Oscar Piastri für Angst und Schrecken – das Saisonfinale am kommenden Wochenende in Abu Dhabi verspricht Hochspannung.
„Was das reine Tempo angeht, sind sie schneller, aber alles ist möglich“, sagte Verstappen, den Brown voller Anerkennung mit einem Schurken aus einem Gruselstreifen verglichen hatte. Diesmal aber hatte McLaren dem Red-Bull-Piloten den Sieg fast geschenkt – mit einer fatalen Fehleinschätzung, die Verstappen den Weg zum mühelosen Triumph in Katar ebnete. „Ein weiterer Fehler“ und eine „interessante Entscheidung“ McLarens, wie der Niederländer mit einem spöttischen Grinsen feststellte.
Der 28-Jährige, Ende August noch mehr als 100 Punkte hinter der Spitze, hat jetzt nur noch zwölf Punkte Rückstand auf den WM-Führenden Norris und liegt vier Zähler vor Piastri. Erstmals seit 2010 (Vettel, Webber und Alonso) gehen drei Piloten mit Titelchancen ins WM-Finale. „Ans Verlieren denke ich nicht, das ist nicht in meinem Kopf“, tönte Verstappen.
McLaren hatte im Gegensatz zu allen anderen die frühe Safety-Car-Phase nach dem Unfall von Nico Hülkenberg nicht zum Reifenwechsel genutzt, obwohl der Deutsche den Fahrern „einen freien Boxenstopp“ beschert hatte, wie Verstappen sagte. Die McLaren-Piloten fielen zurück, retteten am Ende immerhin noch die Plätze zwei für Piastri und vier für Norris. Als einen „riesigen Fehler“ bezeichnete Brown die Entscheidung, für die der sichtlich wütende Piastri „keine Worte“ hatte.
„Gebt McLaren eine Pistole, und sie schießen sich selbst ins Knie“, schrieb die englische Zeitung Daily Mail. Es scheint, als habe sich McLaren in der Kürze der Zeit nicht entscheiden können, welcher Fahrer zuerst stoppen darf und somit einen Vorteil bekommt. Die zwanghafte Gleichberechtigung beider Piloten, das höchste Gut der teaminternen „Papaya-Rules“, führte nun zu diesem Fiasko. Der Nutznießer war Verstappen, der, wie es für einen Horrorschurken so üblich ist, jeden Fehler eiskalt bestraft.
Norris, der sich schon in Katar zum Weltmeister hätte krönen können, wollte sich die große Enttäuschung nicht anmerken lassen. „Ich fühle mich gut“, behauptete er mit starrem Blick und zusammengepressten Lippen: „Natürlich war es nicht unser bester Tag, aber so ist es halt. Ich schaue jetzt nach vorne.“
In Richtung des Finales, das ein Krimi werden wird. Norris genügt ein dritter Platz, um den Titel zu gewinnen – doch der Druck lastet schwer auf seinen Schultern. Verstappen hingegen hat wenig zu verlieren. „Fünf Titel sind besser als vier“, sagte er zwar, fügte aber an: „Auch wenn es nicht passiert, ändert es nicht mein Leben.“
Während McLaren auf dem Weg nach Abu Dhabi nun eine Analyse des Fiaskos von Katar betreiben muss, genießt Verstappen den Status des Jägers. „Wir gehen in Abu Dhabi wieder voll auf Angriff“, kündigte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko bei Sky an: „Unsere Aufgabe ist es, diese WM zu gewinnen. Wie das klappen kann, werden wir dann sehen.“ Ein Finale Furioso steht an. SID