Genau, irgendwas kann immer passieren: EHC-Verteidiger Ryan Murphy hatte in Dresden besonderes Verletzungspech. © Red Bull/City-Press
München – Der Halsschutz, den die Deutsche Eishockey Liga und viele andere Spielklassen nach der tödlichen Schnittverletzung des in England tätigen Kanadiers Adam Johnson im Herbst 2023 verpflichtend einführte, sitzt bei Ryan Murphy stets vorbildlich korrekt. Dass dennoch immer was passieren kann, erfuhr der 32-jährige Verteidiger des EHC Red Bull München am Sonntagabend beim 4:2-Sieg in Dresden. Unglückliche Fügung: Ihm sprang der Puck an den Kehlkopf. Sofort ging Murphy vom Eis, bald darauf auch mit dem Physiotherapeuten in die Kabine und, von ihm begleitet, zur näheren Untersuchung weiter ins Krankenhaus. Die Heimreise konnte Murphy mit den Teamkollegen noch in der Nacht auf Montag antreten. Die Mannschaft war mit dem Bus unterwegs.
Montag und Dienstag sind nach dem Auswärts-Doppel (am Freitag hatte es in Iserlohn eine 1:3-Niederlage gegeben, aus dem Sauerland ging es direkt weiter nach Dresden) frei, am Mittwoch trifft sich der Kader wieder, um sich vorzubereiten auf die wegweisende DEL-Partie am Freitag gegen Spitzenreiter Ingolstadt, der den Münchnern sieben Punkte voraus ist – und es muss abgewartet werden, ob Murphy sich bereit fühlt, ins Training einzusteigen. Neben Ville Pokka ist er der zentrale Verteidiger. Fünf der 24 Saisonspiele hat Murphy wegen einer Gehirnerschütterung bereits verpasst.
Kurz vor Halbzeit der DEL-Hauptrunde haben Verletzungen eine Schneise in den EHC-Kader geschlagen. Torhüter Mathias Niederberger sowie Phillip Sinn (Abwehr), Chris DeSousa, Markus Eisenschmid und Tobias Rieder (spielte am Freitag, fehlte am Sonntag) sind aktuell als absent gemeldet. In Dresden hatten die Münchner nur elf Stürmer. Im September hatte sich Coach David noch der Aufgabenstellung ausgesetzt gesehen, Stammspieler auf die Tribüne setzen zu müssen. „Die Verletzungen werden kommen“, hatte Sportchef Christian Winkler in Zeiten des personellen Überflusses angekündigt.
Ungewöhnlich ist es nicht, was sich derzeit beim EHC ereignet. Das zeigt der Blick in den Sportreport der Berufsgenossenschaft, die alle Arbeitsverletzungen erfasst. Demnach erleidet ein Eishockeyspieler pro Saison 1,74 Verletzungen, 78,2 Prozent des Kaders sind betroffen, also nur gut ein Fünftel kommt schadensfrei durchs Jahr. Die durchschnittliche Ausfallzeit bei einer Blessur beträgt 14 Tage.
Ein Merkmal des Pucksports ist noch: Das Training ist weitaus ungefährlicher als der Wettkampf (anders als im Fuß-, Hand- und Basketball), zu 71 Prozent kracht es im Spiel. Doch egal ob Übungseinheit oder Match: Betroffen ist am häufigsten der Kopf. Verletzungsbild: Gesichtsprellung. Die letzte Erhebung der Berufsgenossenschaft muss auch eine Warnung sein: Am gefährdetsten sind Eishockeyspieler im Dezember.
Risikoreichste Position übrigens: der Verteidiger. Ryan Murphy kann das aktuell bestätigen.GÜNTER KLEIN