Der FC Augsburg bestreitet sein 15. Jahr in der Fußball-Bundesliga. Das ist möglich, weil er gut geführt wird, vor allem auf der wirtschaftlichen Seite. Und weil er sich (auf der sportlichen) nicht viele Fehler geleistet hat. Eigentlich waren es nur drei.
Fehler Nummer eins: Sich mal auf Jens Lehmann als Co-Trainer eingelassen zu haben, 2019 war das.
Nummer zwei: Während der Corona-Zeit mit fast 20 Millionen für den 18-jährigen US-Boy Ricardo Pepi den teuersten Transfer der Winterwechselphase zu tätigen.
Und schließlich: Im vergangenen Sommer Sandro Wagner als Cheftrainer zu verpflichten.
Alle Fehler folgten dem gleichen Muster: Der Verein erlag einer Versuchung, einer Vision. Und erkannte schließlich nach relativ kurzer Zeit: Das passt nicht zu uns. Lehmann wurde gefeuert, Pepi verliehen und weiterverkauft, die Zusammenarbeit mit Wagner nach fünf Monaten beendet.
Stillstand bedeutet Rückschritt, deswegen darf man den Augsburgern nicht verübeln, dass sie Wege suchen, um ein paar Plätze nach vorne zu kommen. Doch ein Club kann nur im Rahmen seiner Identität handeln. Marinko Jurendic, der Sportdirektor, und Jess Thorup, der Trainer, die zwei Jahre lang gewirkt hatten, standen für die Stärken, die der FCA haben kann: Umsicht, Ruhe. Sie mussten aber gehen, weil sie nicht sagten, was die Vereinsführung hören wollte.
Es war absehbar, dass die Profile von FC Augsburg und Sandro Wagner kein Match ergeben würden. Dass das Aus schon nach zwölf Bundesligaspielen kam, lag aber nur zum Teil am Fremdeln des Umfelds mit dem raumgreifenden Typen Wagner, sondern vor allem daran, dass Zweifel aufkamen: War „Super-Sandro“ nur ein Trugbild, verfügt er gar nicht über die Substanz, ein großer Trainer zu sein?
Der FCA ist von der Mannschaft her solide aufgestellt, er hat gute Chancen, sich zu fangen. Interessanter wird sein, wie Wagners Karriere verläuft. Als Trainertalent haben ihn bislang vor allem Freunde in Unterhaching und beim DFB identifiziert – und er sich selbst. Doch von seinem ersten richtigen Stresstest im Profifußball bleiben nur wolkige Worte und heiße Luft. Um es in seinem Duktus zu sagen: Da gibt es viele „Learnings in den Inhalten“.