Verspielt Goretzka die WM?

von Redaktion

Pavlovic hat in großen Spielen die Nase vorn – „Positiver Druck“ vor Pokal-Showdown

Umjubelt war Goretzka zuletzt nur im Training. © FCB

München – Die Aktion war so gut, dass Leon Goretzka sie gleich zwei Mal auf Instagram teilte: Der 30-Jährige wurde von seinen Teamkollegen beim FC Bayern in der vergangenen Woche im Training ausgiebig bejubelt, als sein Seitfallzieher aus dem Mittelfeld in die Maschen knallte. Ein Sonntagsschuss, der für Goretzka in Zeiten wie diesen viel wert ist. Denn zur Stammformation unter Vincent Kompany gehört er – ausgerechnet ein halbes Jahr vor der WM in den USA – nicht.

Kompany rotiert viel, womöglich wird es auch im Pokal-Achtelfinale bei Union Berlin (20.45 Uhr/ZDF) Änderungen geben. Aber es hat sich inzwischen schon eine Elf herauskristallisiert, die die erste Wahl des Trainers ist. Sowohl gegen Paris (2:1) als auch gegen Arsenal (1:3) und sogar beim Last-Minute-3:1 gegen St. Pauli musste Goretzka lange zusehen, wie Aleksandar Pavlovic neben Regisseur Joshua Kimmich auf der Sechs auflief. Der neun Jahre jüngere Kollege kommt bisher auf 1124 Minuten, während Goretzka bei 853 steht. Eindeutige Zahlen, die Goretzka sogar die WM kosten könnten? Julian Nagelsmann schaut genau hin.

Im DFB-Team hatte Goretzka in den letzten vier WM-Qualifikationsspielen zur Startelf gehört, mal auf der Sechs, mal auf der Acht. Der Bundestrainer hat aber in den vergangenen Wochen immer wieder betont, dass ihm Spielzeit auf höchstem Niveau für die finale Nominierung wichtig ist. Kompany weiß um die Situation. „Als Spieler steht man in einem WM-Jahr immer unter mehr Druck“, sagte der Coach am Dienstag, versicherte aber, dass der Konkurrenzkampf „einen positiven Effekt hat“. Nach unseren Informationen schätzt der 39-Jährige die taktische Disziplin von Goretzka.

Sie könnte gegen Union gefragt werden, denn seit dem 2:2 in der Liga ist man vor der Intensität an der Alten Försterei gewarnt. „Es ist ein K.o.-Spiel gegen eine körperlich große Mannschaft. Union hofft, dass sie den Moment haben werden“, sagte Kompany am Dienstag. Vor dreieinhalb Wochen stand Goretzka übrigens in der Startelf, es war sein vorerst letztes Mal. Der Treffer zum 2:2 durch Harry Kane gelang erst nach seiner Auswechslung. Auch diesmal stellt sich Kompany nicht auf einen Spaziergang in der Hauptstadt ein. „Wir sind auf alles vorbereitet, auf 90 Minuten oder 30 weitere“, meinte der Belgier, versicherte aber: „Der Druck ist positiv.“

Natürlich hat auch der Coach vernommen, wie groß die Sehnsucht nach dem Finale am 23. Mai 2026 in Berlin ist. „Ich möchte natürlich wieder nach Berlin nach dem Spiel, ganz klar“, sagte er vor der Abreise, stellte die Partie aber in den Zusammenhang der gesamten Saison. Freilich, man könne „immer sagen, man will alles gewinnen – aber es gehört Arbeit und Einstellung dazu“, betonte er. Besonders dort, wo in Köpenick am Mittwochabend ein hochmotiviertes Team und willige Fans vor besonderer Kulisse warten. Nur, „wenn wir zeigen, wie hungrig wir auf das Finale sind, haben wir gute Chancen“.

Das Ziel als Rekord-Pokalsieger ist klar: Es gilt das fünfte vorzeitige Aus hintereinander tunlichst zu vermeiden. Sonst brennt auch in München mal kurz der vorweihnachtliche Baum. Goretzka würde gerne helfen, das zu verhindern, aber Kompany sagte auch: Spiele ein Profi mehr, hänge das „von seiner aktuellen Form“ ab. Ein verstecktes Lob für Pavlovic. und ein Ansporn für Goretzka zugleich. Er muss Gas geben, denn einen Winterwechsel schließen die Bayern aus. Und die WM rückt immer näher.H. RAIF, P. KESSLER. V. TSCHIRPKE

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