Bereit für den nächsten Coup? Baumgart. © Täger/IMAGO
Hier geht‘s zur Sache: Bayern ist gewarnt. © IMAGO
Zweitliga-Experte – Union-Legende: Mattuschka. © IMAGO
Beste Erinnerungen: Ansah und Rothe beim 2:2 gegen die Bayern. Der Rekordmeister stellt sich auf ein erneut schweres Spiel ein. © Räppold/Koch/IMAGO
München – Dieser Mann ist Kult an der Alten Försterei! Knapp zehn Jahre lief Torsten Mattuschka (45) für Union Berlin auf – als Derby-Held ist er bis heute eine Club-Legende. Vor dem Pokal-Kracher gegen den FC Bayern spricht der Zweitliga-Experte von Sky mit unserer Zeitung über Chancen, Risiken – und eine mögliche Siegerparty in seiner Fankneipe.
Herr Mattuschka, eigentlich sind Sie Zweitliga-Experte – diese Woche aber liegt der Fokus auf dem Pokal, oder?
Logisch. Und auch wenn wir in einer Liga spielen, muss man schon sagen: Wenn die Bayern in die Alte Försterei kommen, ist das natürlich für jeden Unioner ein Highlight. Ich werde mit Frau und Kind da sein und freue mich sehr, mir auch mal die Bayern reinzuziehen. Mal sehen, was am Ende passiert…
Vor vier Wochen ging das Spiel 2:2 aus. Ist das kein Mutmacher?
Ich gebe zu: Das hatte ich den Unionern nicht zugetraut. Aber ich glaube, wenn man zehnmal gegen die Bayern spielt, hat man sie vielleicht einmal kurz vor einer Niederlage und holt ein Unentschieden. Mindestens acht von zehn Vergleichen wird man als Union Berlin verlieren.
Der Sieg steht nach Ihren Berechnungen dann noch aus.
(lacht) Stimmt. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich wünsche mir das total. Wir alle hier träumen vom ersten Pokalfinale seit 2001. Aber ich bin schon auch Realist.
Ist die Alte Försterei trotzdem bereit für ein Wunder?
Die Kulisse wird Wahnsinn sein, du brauchst aber auch das Spielglück auf deiner Seite. Wie im Liga-Spiel, als Manuel Neuer gegen Danilho Doekhi unglücklich aussah. Ob du das zweimal hintereinander in der Kürze der Zeit schaffst, ist die Frage. Vielleicht kann man wieder in Führung gehen. Aber selbst dann weißt du gegen Bayern: Das wird noch ein sch…langer Weg. Weil sie so dominant sind. Diese Qualität ist unglaublich, vor allem seitdem Vincent Kompany da ist.
Wie kommt er außerhalb des FC Bayern an?
Was er macht, ist einfach nur geil. Und die Jungs haben Bock auf den Trainer. Er ist noch mehr Spieler als Trainer, hat eine große Latte an Empathie. Das ist beim FC Bayern sehr, sehr viel wert, siehe Jupp Heynckes und Hansi Flick. Wenn man menschlich ist, funktioniert es oft besser.
Trotzdem hat er Druck, die Bayern standen schließlich zuletzt 2020 im Pokalfinale.
Da sind sie angezickt, das weiß ich. Sie hätten schon Bock, nochmal nach Berlin zu kommen, um das Ding mal wieder zu gewinnen. Deshalb werden sie mit der vollen Kapelle auflaufen.
Sind seit dem 2:2 sogar die, die noch nicht in der Alten Försterei waren, gewarnt.
Das kommt als Vorteil für die Bayern ja auch noch hinzu! Jetzt wissen alle: Oha! Hier ist eine Truppe, eine Intensität, ein enges Stadion mit einer speziellen Atmosphäre. Da ist von der ersten bis zur letzten Minute Vollgas, Unterstützung hoch 1000. Das ist nicht normal in deutschen Fußballstadien. Aber man kann sich beim zweiten Mal besser darauf einstellen.
Können sich die Bayern auch auf die gefährlichen Standards von Union besser einstellen?
Die Bayern sind über Standards zu knacken, sie können der Dosenöffner sein. Auch Arsenal hat ja über ruhende Bälle getroffen – das ist schon ein Muster.
Union macht es also wie Arsenal – hört sich vielversprechend an.
(lacht) Union hat andere, aber auch gute Varianten, mit Christopher Trimmel als Super-Schützen, mit Doekhi als Abnehmer. Du hast da schon ein paar Ochsen! Das ist dann nicht so einfach, denn bei den Bayern wird es nach Jonathan Tah und Dayot Upamecano schon schwierig, was Körpergröße und Körperlichkeit betrifft. Die Frage ist halt für uns: Wie viele Standards kriegen wir überhaupt gegen die Bayern?
Sie selbst haben sich vor großen Spielen mit Videos ihrer bisherigen Saisontore heiß gemacht. Steffen Baumgart muss eigentlich nur die 90 Minuten von vor vier Wochen nochmal zeigen, oder?
Das würde reichen. Einfach sagen: Wir brauchen genau diese Intensität gegen den Ball! Wir müssen mit dem Ball mutig sein! Wir dürfen uns nicht einigeln und den Ball wegschlagen, wir müssen die Umschaltsituationen nutzen! Baumi wird die Jungs da schon anzünden für die Partie, da mache ich mir gar keine Sorgen. Und dass gegen die Bayern jeder sowieso heiß ist, ist doch logisch. Jeder wird ein paar Prozent mehr motiviert sein, auch auf der Tribüne wird jeder noch mehr brüllen. Weil jeder den großen FC Bayern fallen sehen will.
Würde ein möglicher Siegtorschütze einen ähnlichen Kultstatus erhalten wie Sie, weil sie im Derby gegen Hertha 2001 zum 2:1 getroffen haben?
(lacht) Das weiß ich nicht, aber ich wünsche es jedem. Denn es ist geil! Ich bin froh, dass ich die zehn Jahre hatte, dass ich dieses Tor erzielt habe und ein Lied von den Fans bekommen habe. Ich bin elf Jahre weg, trotzdem erinnern sich die Leute an mich. Das macht mich stolz.
Man hört den Unioner aus Ihnen aber auch noch raus.
Natürlich. Auch wenn ich nur von der Oberliga in die 2. Bundesliga aufgestiegen bin: Ich durfte den Grundstein für die Erfolge legen, die folgten. Auch dafür, dass man sich jetzt mit den Bayern messen kann.
Also: Was wäre im Falle eines Sieges in Berlin los?
Oha!
Oha?!
Dann gehen wir in meine Kneipe – und dann wird es Getränke geben. Und zwar nicht nur ein paar (lacht).
INTERVIEW: HANNA RAIF.