„Naturtalent“ Max Verstappen. © Isakovic/AFP
Abu Dhabi – Eingefleischte Fußballfans kennen sie: Die Marktwerte der Fußballprofis. In der Formel 1 gibt es den Marktwert nicht in dieser Form. Was wäre aber wenn doch? Wir haben mit Hilfe von Insidern eine Tabelle mit den 20 aktuellen Formel-1-Piloten erstellt. Dazu muss man wissen: Formel-1-Piloten können auch weit jenseits der Dreißiger noch volle Leistung bringen. Fernando Alonso (44) und Lewis Hamilton (40) beweisen das nur oft genug. Im Fußball wird der Marktwert eines Spielers nach folgenden Kriterien bestimmt: Zukunftsperspektive, Alter, aktuelle sportliche Leistungen, charakterliche Eigenschaften, Marketingwert, Erfahrung, Fehleranfälligkeit und Entwicklungspotential. Daraus ergibt sich beispielsweise der Marktwert von Lamine Yamal (18). Der Spanier vom FC Barcelona ist derzeit mit 200 Millionen Euro der wertvollste Fußballer weltweit.
In der Formel 1 gibt es keinen Yamal, dafür aber einen Max Verstappen, der als Fahrer weit über allen anderen steht. Im Fußball hätte er deshalb einen utopischen Wert von circa 250 Millionen Euro. Mindestens. Anders als im Fußball bestimmt sich in der Formel 1 der Marktwert auch durch den Vergleich mit dem Teamkollegen, dem identisches Material zur Verfügung steht. Über all diese Kriterien hat die tz mit Experten und Insidern der automobilen Königsklasse diskutiert, um eine realistische Marktwerttabelle zu bekommen
Einer davon ist Ex-Racing-Bulls-Teamchef Franz Tost (69). Der Tiroler erklärt, warum Verstappen weit über allen anderen steht: „Max hat alles, was einen Champion ausmacht: Er ist begnadetes Naturtalent, arbeitet trotzdem hart, stellt alles dem Erfolg unter und ist mental extrem stark. Er ist ein Jahrhunderttalent. Es gibt viele talentierte Piloten in der Formel 1, aber niemanden, der auch nur annähernd in seiner Klasse fährt.“
Beispiel Fehleranfälligkeit. Verstappen gilt als perfekte Rennfahrermaschine, die eiskalt am Lenkrad dreht und das Image eines Fehlerlosen hat. Von den aktuellen Piloten gilt das außer für den Niederländer nur für Fernando Alonso. Beide, um es mit dem Boxsport zu vergleichen, wurden noch nie K.o. geschlagen. Alle anderen schon. Lewis Hamilton taumelt mit seinem Ferrari nur noch durch den Ring. Sein Marktwert ist deshalb noch so hoch, weil er weltweit immer noch ein Superimage hat und der siebenfache Weltmeister besonders in den USA extrem gut zu vermarkten ist.
Sky-Experte Ralf Schumacher (50) erklärt ein weiteres Kriterium, das speziell in der Formel 1 eine Rolle spielt. Den Vergleich der Teamkollegen. Der ehemalige Weltklassepilot und GP-Sieger: „In der Formel 1 ist dein Teamkollege dein erster Gegner, den du schlagen musst. Du kannst an Wert verlieren, wenn dein Teamkollege besser ist.“ Beispiel Ferrari: Lewis Hamilton tut sich extrem schwer gegen Charles Leclerc, der regelmäßig schneller ist. Sein Image hat dadurch tiefe Kratzer bekommen.
RALF BACH