23 Tore bei 26 Würfen: Die treffsichere Polizistin Antje Döll spielt eine starke Heim-WM und will sich mit dem DHB-Team vorzeitig fürs Viertelfinale qualifizieren. © Schmid/Imago
Dortmund – Antje Döll zögerte keine Sekunde. Die Ermittlungsstrategie für den nächsten Fall der Kommissarin kam wie aus der Pistole geschossen. „Alles auf Sieg“, formulierte die Kapitänin von Deutschlands Handballerinnen das geplante Vorgehen für das Matchball-Spiel gegen Montenegro. Geht der Plan auf, stehen die DHB-Frauen bei ihrer Heim-WM vorzeitig im Viertelfinale. Als Gruppensieger.
„Wir wollen hier jedes Spiel gewinnen. Wir wollen die Leute begeistern“, sagte Döll vor dem zweiten Hauptrundenspiel am Donnerstag (18.00 Uhr/Sporteurope.TV) in Dortmund. Besonders die 37 Jahre alte Rechtshänderin, die neben ihrer Handball-Karriere bei der Kriminalpolizei arbeitet, strahlt in den WM-Tagen eine besondere Gier aus. Mit 23 Toren bei 26 Würfen und einer starken Quote von 88 Prozent ist Döll bislang die treffsicherste Schützin im Team von Bundestrainer Markus Gaugisch.
Auch beim souveränen und nie gefährdeten Hauptrundenauftakt gegen die Färöer (36:26) flitzte die Team-Älteste wieder die linke Außenbahn rauf und runter, war mit sechs Treffern einmal mehr die beste DHB-Werferin und durfte sich über die Auszeichnung als Spielerin des Spiels freuen. Bei ihrem ersten Turnier als Kapitänin blüht Dauerbrennerin Döll, die erst durch eine Umschulung von der Kreisläuferin zur Linksaußen mit damals 28 Jahren den Sprung ins DHB-Team schaffte, so richtig auf.
Von Träumereien von der ersten Medaille seit WM-Bronze 2007 hielten weite Teile des deutschen Teams zwar auch nach dem vierten deutlichen Sieg im vierten Turnierspiel wenig. Döll allerdings ist durchaus angriffslustig. Ob die deutsche Mannschaft derzeit überhaupt zu schlagen ist? „Ich hoffe nicht. Gerade ist es schwer.“
Schlüssel zum Erfolg ist bislang die Abwehr. Davon profitiert auch Döll, die bereits zahlreiche Gegenstöße lief. Auch in ihrem Job, den sie wie viele Nationalspielerinnen neben ihrer Karriere ausübt, um vor allem nach der Laufbahn abgesichert zu sein, könne man „sehr viele Parallelen zum Handball ziehen“. Als Kriminaloberkommissarin sei es „schwer, ein Riesenverfahren alleine zu lösen. Du bist auf deine Kollegen viel angewiesen.“
Auf ein gutes Zusammenspiel wird es auch gegen Montenegro ankommen. Gaugisch erwartet eine „abgezockte“ Mannschaft mit „sehr, sehr viel Routine“ und einer „sehr robusten Verteidigung. Da müssen wir ackern.“ Schon ein Punkt gegen Montenegro würde zum vorzeitigen Viertelfinaleinzug reichen. Bei einem Sieg wäre Deutschland sogar garantiert. Für Döll nur ein Zwischenschritt: „Wir sehen uns auf jeden Fall in Rotterdam.“ In der niederländischen hafenstadt finden in der kommenden Woche die Medaillenspiele statt. SID