Kann es nicht fassen: Franziska Preuß lief im ersten Einzel der Saison auch ihren eigenen Erwartungen hinterher. © Levandi/Imago
Östersund – Franziska Preuß schüttelte kurz nach dem Zieleinlauf mit dem Kopf und konnte das völlig verkorkste erste Einzelrennen des Olympia-Winters auch nicht schnell abhaken. „Mich verunsichert am meisten die Laufzeit, da ist man echt ein Stück weg“, sagte die Gesamtweltcupsiegerin der Vorsaison im ZDF. Nach einem enttäuschenden 29. Platz mit vier Strafminuten im schwedischen Östersund wirkte die Biathletin fast schon ratlos: „Ich hoffe, dass ich mich steigern kann. So schlecht fühle ich mich eigentlich nicht.“
Preuß musste damit direkt ihr Gelbes Trikot abgeben. Das begehrte Leibchen hatte Preuß in dem Wettbewerb über 15 Kilometer als Zeichen für ihren Gesamtsieg im Frühjahr noch tragen dürfen, nun bekommt es ziemlich überraschend Dorothea Wierer. Die Altmeisterin (2 Schießfehler) aus Italien siegte mit nur 0,3 Sekunden Vorsprung hauchdünn vor der Finnin Sonja Leinamo (1). Rang drei belegte die Französin Camille Bened (1).
„Ich bin nicht in der allerbesten Form, aber das war auch nicht der Plan, dass man jetzt schon in Topform ist. Es war der Plan, dass man sich von Woche zu Woche steigert“, sagte Preuß: „Trotzdem war es das schlechteste Einzel seit langem. Ich kann das alles noch nicht so richtig einschätzen.“
Im Fokus stehen die Olympischen Winterspiele im Februar mit den Biathlonrennen im italienischen Antholz. Dort eine Medaille, vielleicht sogar eine goldene, zu gewinnen, wäre die Krönung ihrer Karriere. Der Weg dorthin ist aber noch weit.
Beste Deutsche im Klassiker mit teilweise schwierigen Windverhältnissen wurde Janina Hettich-Walz auf Rang 17. Im ersten Einzelwettbewerb nach ihrer Babypause leistete sich die 29-Jährige vier Schießfehler und hatte 2:22,9 Minuten Rückstand auf Wierer. Für Preuß waren es sogar 3:09 Minuten – und auch die anderen deutschen Frauen konnten überhaupt nicht überzeugen.
Vanessa Voigt (3/39.), Selina Grotian (6/50.), Marlene Fichtner (5/68.), Julia Tannheimer (9/76.) und Anna Weidel (8/89.) hatten nichts mit dem Ausgang des Rennens zu tun. Sie zeigten vor allem beim Schießen große Schwächen. „Das müssen wir besser machen und die nächsten Tage wieder angreifen“, sagte Sportdirektor Felix Bitterling vom Deutschen Skiverband: „Man tut gut daran, nicht in Panik zu verfallen. Der Sprint ist eine neue Chance.“
Unter deutlich einfacheren Bedingungen am Schießstand schnitten die DSV-Männer deutlich besser ab – allen voran Philipp Horn. Der 31-Jährige fuhr am Mittwoch beim ersten Einzelrennen der Saison die erste Top-Ten-Platzierung ein. Mit zwei Schießfehlern überzeugte er vor allem läuferisch und landete schließlich auf Platz acht. Der Sieg über die 20 km ging an Johan-Olav Botn aus Norwegen. Der 26-Jährige triumphierte bei seinem ersten Weltcupsieg mit fehlerloser Schießleistung vor seinem Teamkollegen Martin Uldal (0/+57,7 Sekunden) und Sebastian Samuelsson aus Schweden (1/+1:00,0 Minute). Horn hatte 2:36,1 Minuten Rückstand. Philipp Nawrath (2/+3:12,7) und Justus Strelow (2/3:19,4) belegten die Ränge 13 und 14.
Am Freitag (16.00 Uhr/ZDF und Eurosport) geht es mit dem Sprint der Frauen über 7,5 Kilometer weiter. Es folgen der Sprint der Männer am Samstag (16.30 Uhr) und die beiden Verfolgungsrennen zum Abschluss des Weltcups im schwedischen Östersund am Sonntag (13.15 und 15.20 Uhr).DPA