Kompromisslos im Zweikampf: Max Reinthaler (li.) hat sich einen Stammplatz bei 1860 erkämpft. © Fundel/Imago
München – Seit drei Pflichtspielen ohne Gegentor – die Löwen haben ihre Defensivprobleme in den Griff bekommen. Einen großen Anteil daran hat auch Max Reinthaler. Der 30-jährige Innenverteidiger überzeugte nach einem für ihn enttäuschenden Saisonstart (erst nicht berücksichtigt, dann verletzt) zuletzt in der Dreierkette. Im tz-Interview spricht der Südtiroler über die ansteigende Formkurve, sein verrücktes Profidebüt 2012 sowie das Heimspiel gegen Schweinfurt (Samstag, 16.30 Uhr):
Starten wir mit einer kleinen Denkaufgabe: Was jährt sich am Samstag zum 13. Mal?
Am Samstag? Da klingelt nichts. Keine Ahnung, da müssen Sie mir helfen bitte.
Am 6. Dezember 2012 debütierten Sie als Profi für Udinese Calcio – gegen einen gewissen FC Liverpool (mit Suarez, Henderson etc.) in der Europa League.
Wow, das hatte ich ja überhaupt nicht auf dem Schirm (lacht). Ich weiß noch, dass ich enorm aufgeregt war. Jordan Henderson war damals eine Art Vorbild für mich und ich habe ihn im Spiel hart gefoult. Nach dem Spiel habe ich mich entschuldigt bei ihm – und mir direkt sein Trikot geschnappt. Ich war enorm überrascht, dass er auch meins haben wollte.
Sie haben einen kuriosen Karriereweg – über Italien, den deutschen Amateurfußball und Schweden in den deutschen Profifußball – hingelegt. Hilft dieser dabei, auch in schwierigen Phasen den Kopf nicht hängen zu lassen?
Auf alle Fälle. Ich bereue nichts, auch wenn ich in jungen Jahren etwas übereifrig war und falsche Entscheidungen getroffen habe. Deshalb ziehe ich das Positive aus diesen Jahren, sie haben mich vor allem menschlich weiterentwickelt.
Kommen wir ins Hier und Jetzt: Wieso wirkte die Löwen-Defensive zuletzt gefestigter?
Es hilft definitiv, wenn man eingespielt ist. Wir fühlen uns als Mannschaft gerade wohl, haben intern viele Punkte angesprochen. Es ist wichtig, dass wir die Defensivleistung über alle Mannschaftsteile hinweg verteilen – das klappt aktuell sehr gut. Wir haben jetzt aber bis Weihnachten noch drei enorm wichtige Spiele.
Hat diese krasse Euphorie im Sommer möglicherweise die Mannschaft mehr belastet als beflügelt?
Wir wussten, dass die Erwartungshaltung ein Thema werden kann. Jeder hat uns neben Rostock als absoluten Topfavoriten auf den Aufstieg gesehen. Hansa hatte damit auch so seine Probleme. Im Unterbewusstsein beschäftigt einen das schon. Dennoch hat uns die Euphorie am Anfang auch beflügelt. Als die Resultate ausgeblieben sind, kam aber auch etwas Unruhe rein. Schuld war die Euphorie an unseren schwächeren Momenten trotzdem nicht. Generell habe ich eine Schwächephase lieber am Anfang der Saison, wenn man noch die Zeit hat, vieles zu korrigieren.
Spätestens im neuen Jahr kehren auch die verletzten Jesper Verlaat und Raphael Schifferl zurück. Das wird ein Hauen und Stechen um die Plätze in der Innenverteidigung…
Klar, wir sind im Leistungssport. Ich finde die Konkurrenzsituation bei uns im Team super. Jeder gibt Gas und weiß, dass es im Fußball schnell gehen kann. Dafür gibt es zig Beispiele. Es kommen Verletzungen, Sperren und schlechte Spiele – und dann muss jemand anderes da sein. Deshalb freue ich mich sehr, wenn die Jungs schnell wieder zurückkommen.
Mit Thore Jacobsen und David Philipp sind Sie häufig in den Bergen unterwegs. Müssen Sie als Südtiroler den Jungs aus dem Norden Tipps geben?
Die sind tatsächlich sehr erfahren (lacht). Thore ist ein richtiger Bergsteiger, David nehmen wir seit eineinhalb Jahren immer mit, der ist Feuer und Flamme. Es geht darum, mal aus der Stadt herauszukommen, das Handy wegzulegen und die Natur zu genießen. Da können wir die Hektik der Großstadt hinter uns lassen. Am Montag waren wir im Schnee am Spitzingsee, haben abgeschaltet. Hoffentlich zeigt`s Wirkung am Wochenende (lacht).
Jetzt wartet am Samstagnachmittag mit Schlusslicht Schweinfurt eine auf dem Papier machbare Aufgabe. Die gefährlichsten Spiele?
Was heißt eine machbare Aufgabe? Es gibt keine Liga, wo es unklarer ist, wer gewinnt. Wir gehen mit Selbstvertrauen aus den letzten Spielen in die Partie. Aber jetzt überheblich werden? Das wäre komplett fehl am Platz. Und das ist auch zu null Prozent in unseren Köpfen. Wir werden am Samstag zu 100 Prozent da sein und nach dem Spiel hoffentlich Grund zur Freude haben.
INTERVIEW: MARCO BLANCO UCLES