Der beste Flow der Liga

von Redaktion

DEL-Spitzenreiter Ingolstadt: „München will unsere Serie kaputtmachen“

Der heißeste Spieler der DEL: Riley Barber schoss Ingolstadt an die Spitze. © IMAGO/Stefan Bösl

Ingolstadt – Die Spieler waren am Dienstagabend kaum in die Kabinen geglitten, da kaperte schon der Hausmeister-Aufräumtrupp das Eis der Ingolstädter Saturn-Arena. Werbefolien wurden von den Banden und der Plexiglasumrandung gerissen, alle Spuren der Champions Hockey League beseitigt. Der Wettbewerb um den „Europapokal“, wie er von den Fans in der Kurve besungen wurde, hat eigene Sponsoren, das Stadion muss für die internationalen Spiele immer umgestaltet werden. Aber wohl kein weiteres Mal. Das Viertelfinal-Hinspiel der CHL gegen Frölunda Göteborg, den Rekordmeister der europäischen und aktuellen Spitzenreiter der schwedischen Liga, verlor der ERC Ingolstadt 1:3 (1:0, 0:2, 0:1). Das wird übernächste Woche im Scandinavium, der legendären Multisport-Arena, nur schwer aufzuholen sein.

Klar, man wird es probieren, wie Leon Hüttl, Schütze des Ingolstädter Tores, versichert. „Jeder in der Mannschaft findet es cool, dass wir solche Spiele haben. Wir wollen auch gewinnen und weiterkommen, keiner wird sagen, das sei scheißegal.“ Von den drei Startern aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hat es Ingolstadt am weitesten geschafft, Meister Berlin und Bremerhaven sind auf der Strecke geblieben. Der EHC Red Bull München, der 2019 das Finale gegen und in Göteborg erreichte (und es verlor) hat sich das zweite Jahr in Folge gar nicht erst qualifiziert. EHC-Stürmer Yasin Ehliz bekannte neulich erst, er vermisse diese besonderen Partien. Leon Hüttl sagt: „Man weiß durch Videoanalysen, was der Gegner spielen will – aber die Spieler kennt man nicht.“ Das ist fordernder als der Alltag.

Vertraute Umgebung ist die DEL – und in der treffen am Freitag (19.30 Uhr) im bereits ausverkauften Münchner SAP Garden und der ERC Ingolstadt aufeinander. München hat zuletzt ganz gut gespielt, „wir klettern in der Tabelle, das gibt uns Selbstvertrauen“, sagt Verteidiger Konrad Abeltshauser. Doch Ingolstadt ist in noch besserem Flow, hat die letzten elf DEL-Spiele gewonnen. Der Münchner Veit Oswald erinnert sich an die 3:6-Niederlage, die er und seine Kollegen Ende September in Ingolstadt kassierten: „Das ist schon eine gute Mannschaft.“ Riley Barber erzielte damals drei Tore für den ERC. Der 31-jährige US-Amerikaner ist die Attraktion der DEL, 20 Treffer in 24 Spielen sind ein Wert, den es seit den 90er-Jahren nicht mehr gab. Auch in der Champions League ist er der Topscorer.

Barber ist einer der Zu-, die die Ingolstädter Abgänge vermissen lassen. Fabio Wagner etwa, der sich nach zehn Jahren als Abwehrarbeitspferd des ERCI nach München verabschiedete. Die Münchner sind nun auch dran an Leon Hüttl, Wagners Verteidigerpartner in der Nationalmannschaft. Hüttl (25) ist aktuell das heißeste „transfer target“ in der DEL. Was die sehr interessierten Münchner betrifft, spricht er über sie distanziert: „Die wollen uns die Serie kaputt machen.“ Doch er verrät, dass zwischen Fabio Wagner und ihm auch im derzeitigen Getrennt-Status bestes Einvernehmen herrscht. Rivalität? „Wir nehmen das locker.“

Und wie ist Ingolstadt so drauf? Eine Wahrheit aus dem Frölunda-Spiel: Der ERC kam trotz seiner nominellen Offensivwucht gegen Göteborg zu lediglich zwölf Torschüssen. Richtige Schwächen zeigte er aber nur im Mitteldrittel, „da haben wir mehr zugeschaut als mitgespielt“, so Trainer Mark French. Bemerkenswert: Er ließ den 20-jährigen Nachwuchstormann Nico Pertuch spielen, den er in der DEL bislang nur zweimal einwechselte. „Er war exzellent. Und wir nutzen das Format CHL, um jungen Spielern eine Chance zu geben.“ Mark French war wichtig, dass er im letzten Drittel „unsere gewohnte Aggressivität“ sah. Auch um München zu zeigen: Ingolstadt ist bereit.GÜNTER KLEIN

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