Wer den Erfolg von Vincent Kompany beim FC Bayern bemessen will, hat dafür verschiedene Möglichkeiten: Der Offensivfußball wird immer wieder lobend erwähnt, wenn die Verantwortlichen über ihren Trainer sprechen. Auch das Verhältnis vom Coach zu seinem Team, so hört man es immer wieder, sei exzellent und damit deutlich besser als unter manchem Vorgänger von ihm.
Der wichtigste Faktor, über den wenig gesprochen wird, der Kompany jedoch von vielen Trainerkollegen abhebt, ist aber dessen Lernfähigkeit. Noch in seiner ersten Saison fiel er mit einem Hang zum Dogmatismus auf, der sich darin äußerte, dass der FC Bayern unter ihm in wirklich jedem Spiel ein Offensivfeuerwerk abzubrennen versuchte – und in entscheidenden Partien wie gegen Leverkusen und Inter Mailand ins offene Messer in Form von Kontern lief.
Dieses Problem hat der Trainer in dieser Saison in den Griff bekommen und einen Teil des Spielspaßes für defensive Stabilität eingetauscht. Partien wie gegen Paris und vor allem das Duell mit Union Berlin waren Begegnungen, in denen der Rekordmeister im letzten Jahr womöglich noch größere Probleme bekommen hätte. Hier heißt es: irgendwie weiterkommen und zur Not hinten reinstellen, anstatt auch in Druckphasen hoch zu pressen.
Und auch die Mannschaft scheint eine Entwicklung absolviert zu haben. Dieses hitzige DFB-Pokalduell zählte auch schon vor Kompanys Zeit zu klassischen Stolpersteinen, an denen sich die Münchner die Zähne ausbissen. In den letzten Jahren scheiterte man an solchen Abenden gegen Saarbrücken oder Kiel, und im Nachgang fragten sich alle: Wie konnte das passieren?
Nun hat der Rekordmeister ein Rezept, um auch in umkämpften Partien zu bestehen. Dieses lautet: bedingungsloses Verteidigen, auch wenn das unansehnlichen Fußball bedeutet. Nach dem Ausscheiden von Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt und dem traditionellen Angstgegner Borussia Mönchengladbach ist der FCB der große Favorit auf den Titel in diesem Jahr. Es wäre der erste seit dem Triple 2020.
VINZENT.TSCHIRPKE@OVB.NET