Die WM – Trumps Bühne

von Redaktion

Mit der Auslosung beginnen Festtage für den US-Präsidenten

Der Präsident und der WM-Pokal: Donald Trump mit FIFA-Boss Gianni Infantino. © IMAGO/White House

Washington – Für Donald Trump werden es Festtage. Am Freitag (18 Uhr) steigt im Kennedy Center in Washington D.C. die Auslosung für die Gruppen bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko. Heidi Klum wird mit den Schauspielern Kevin Hart und Danny Ramirez das Rahmenprogramm begleiten. Erstmals nehmen 48 Mannschaften am Turnier teil, da lässt die FIFA es sich nicht nehmen, den Prozess auf zwei Tage auszudehnen. Denn erst am Samstag werden die Spielorte und Anstoßzeiten bekanntgegeben.

Sport und Trump, da gibt es eine jahrelange Verbindung – und auch Strategie. Und das nicht erst seit dem Besuch von Superstar Cristiano Ronaldo im Weißen Haus. „Trump und seine Regierung glauben, dass Sport ein gutes Mittel ist, um seine politische Marke zu fördern – sei es in populistischer Weise, wie besonders von 2016 bis 2020, oder um sich selbst und sein rechtspopulistisches Bündnis mit jungen Männern zu verbinden, wie es seit 2024 der Fall ist“, sagt Kyle Kusz, Professor an der Universität in Rhode Island. Kusz forscht zur Verbindung zwischen Trump, Rechtspopulismus und Sport.

Der US-Präsident ließ sich bei den US Open 2024 blicken, besuchte College-Football-Spiele, lief bei UFC-Veranstaltungen von Kumpel Dana White in die Arena ein, als sei er selbst ein Kämpfer. Als erstes Staatsoberhaupt der Vereinigten Staaten seit fast einem halben Jahrhundert sah er sich ein reguläres Saisonspiel der National Football League im Stadion an, die Washington Commanders gegen die Detroit Lions. Gegenüber Fox sagte Trump über seine Vorliebe für Sport: „Ich liebe es einfach, es ist ein Mikrokosmos des Lebens. Es ist ein bisschen wie das Leben: das Gute, das Schlechte und das Hässliche.“

Doch Trump nutzt den Sport bewusst für seine Botschaften. Er fordert, dass sich die Washington Commanders wieder in „Redskins“ umbenennen. Per Dekret will er Transsportlerinnen von Frauen-Wettbewerben ausschließen. „Trump nutzt die Popularität und hohe Sichtbarkeit des Sports beim amerikanischen Publikum, um ein bestimmtes Narrativ zu fördern: dass er ein starker Mann sei, der Amerika von den ‚woken Mobs‘ der Linken und sozial progressiven Kräfte zurückerobern könne“, sagt Kusz: „Er rückt den Sport ins Zentrum der Kulturkämpfe.“

Was bedeutet das für die Weltmeisterschaft? Trump hat nun schon mehrfach demokratisch regierten Gastgeberstädten mit einer Verlegung der Spiele gedroht. „Wenn wir glauben, dass es Anzeichen für Probleme gibt, würde ich Gianni bitten, die Veranstaltung in eine andere Stadt zu verlegen“, sagte Trump. „Die Weltmeisterschaft 2026 wird eine perfekte Bühne für Trump sein, um seine selbstbezogene Politik sowohl einem nationalen als auch einem internationalen Publikum zu präsentieren“, sagt Kusz.

Doch schon vor der Weltmeisterschaft könnte die erste Trophäe vergeben werden. An, Trommelwirbel bitte, Trump. Und zwar den Friedenspreis der FIFA, der bei der Auslosung erstmals vergeben wird. Regierungssprecherin Karoline Leavitt hat schon bekanntgegeben, dass Trump an der Zeremonie teilnehmen wird.

Kritik aus der Sportwelt wird es wohl nicht geben. „Es gibt eine relative Stille von Athleten, die sich während der ersten Amtszeit Trump noch gegen ihn ausgesprochen hatten“, sagt Kusz: „Die Stille unter prominenten amerikanischen Athleten findet in einem Kontext statt, in dem Trump und seine Regierung eine Kultur der Angst unter der amerikanischen Bevölkerung fördern, indem sie die Furcht vor Vergeltungsmaßnahmen nutzen, um viele Amerikaner zum Schweigen zu bringen.“N. SCHMITZ

Artikel 1 von 11