BASKETBALL

Kampf um die Dominanz

von Redaktion

Euroleague wehrt sich gegen NBA-Angriff und plant einen neuen Modus

Euroleague-Chef Paulius Motiejunas. © Scanella/Imago

München – Der Ton wurde zuletzt zunehmend rauer auf dem Parkett der basketballerischen Macht. Zuletzt hatten sich Funktionäre wie Ingo Weiss, der Deutschen Basketball Bundes, zu Wort gemeldet. Tenor: Die bisherige Königsklasse habe die Tür für ein gemeinsames Zukunftsprojekt mit der NBA praktisch zugeschlagen.

Worte, die beim bisherigen Platzhirsch Euroleague auf Verwunderung stoßen. Deren Chef, Paulius Motiejunas nahm im griechischen Sportsender „sport24“ Stellung. „Wir waren immer offen für Gespräche, wie man den Basketball gemeinsam weiter entwickeln kann“, sagte er, „und daran hat sich nichts geändert.“ Wobei der Litauer durchaus selbstbewusste Töne in Richtung Übersee schickt. „Mark Tatum (stv. NBA-Comissioner, Anm.d.Red.) hat gesagt, dass die NBA den Basketball auf dem Kontinent dominieren will“, sagte er, „aber klar ist: Wir wollen nicht dominiert werden!“ Dass die Politik in Gestalt des EU-Parlaments bereits Bedenken gegen das Buhlen aus den USA angemeldet hat, ist da schon fast ein Randaspekt.

Man ahnt: Die Königsklasse, die laut Motiejunas ihren wirtschaftlichen Wert in den beiden vergangenen Jahren um 60 Prozent gesteigert hat, würde es auch auf ein Nebeneinander ankommen lassen. Die Befürchtungen, dass eine strahlende Neuentwicklung der bisherigen europäischen Eliteklasse das Wasser abgraben könnte, hat man in der Euroleague derzeit nicht. Immerhin neun Clubs haben sich bereits vertraglich bis 2036 an die Königsklasse gebunden, darunter auch der FC Bayern, der gestern mit einem 85:92 bei Partizan Belgrad die nächste Abfuhr kassierte. Fenerbahce Istanbul, ASVEL Villeurbanne, Real Madrid und der FC Barcelona – ausgerechnet der Club aus der Euroleague-Hauptstadt also – verweigerten dem neuen Papier bislang die Zustimmung. Ein vorzeitiger Ausstieg aus den neuen Verträgen würde eine erhebliche Vertragsstrafe nach sich ziehen. Dem Vernehmen nach immerhin eine Summe im zweistelligen Millionenbereich. Zuzüglich des Ausgleichs möglicher finanzieller Schäden, die durch den Ausstieg entstehen – zum Beispiel Entschädigungen für die Inhaber von TV-Rechten.

Wobei die Euroleague auch unabhängig von den Zukunftsplänen der wankelmütigen Mitglieder bereits seit geraumer Zeit an ihrer Zukunftsvision feilt. Besonders interessant: Der bisherige Modus steht auf der Kippe. „Wir wollen den Kalender weniger dicht machen“, sagte Motiejunas. Die Konsequenz: Sollte es zumindest bei den bisherigen 20 oder den angepeilten 22 oder gar 24 Teilnehmern bleiben, dann würde die Königsklasse schon 2026/27 in zwei regionale Gruppen (Conferences) aufgeteilt. Jedes Team spielt dann je zweimal in Hin- und Rückspiel gegen die Mannschaften der eigenen Conference und immerhin je einmal gegen die Vertreter aus der anderen Gruppe. Heißt: Selbst bei der Maximalstärke von 24 Teilnehmern käme jedes Team auf 33 Einsätze in der regulären Saison. Immerhin fünf Partien weniger, als in der laufenden Saison.

Und es ist gut möglich, dass dann auch eine Diskussion schon wieder Vergangenheit ist, die der FC Bayern gerade indirekt angestoßen hat. Die Münchner schonten zuletzt ja auch in der Euroleague Stammkräfte. So wie in der Partie bei Efes Istanbul, wo Andi Obst, Johannes Voigtmann und Wenyen Gabriel pausierten. „Ich muss zugeben: Ich bin absolut kein Fan davon“, sagte Paulius Motiejunas, „ich bin der Meinung, dass man national Kräfte schonen kann.“PATRICK REICHELT

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