Die FIFA hat unter Gianni Infantino einen nicht mehr zu steigernden Grad an Schmierigkeit erreicht. Verleihung eines Fantasiefriedenspreises an Donald Trump, die verbale Überhöhung eines Fußballturniers zum „Größten, was die Menschheit je gesehen hat“, jedes der 104 WM-Spiele, von denen viele belanglos sein werden, angeblich ein Super Bowl – man kann keinem Fan verübeln, wenn er sich von der Veranstaltung abwendet, lange bevor sie begonnen hat. Womöglich wird man Katar noch eine Träne nachweinen als dezentem und weltoffenen Gastgeber.
Der DFB hat sich entschieden, nicht mehr zu politisieren, sondern die Umstände hinzunehmen und sich auf das Sportliche zu konzentrieren. Schließlich geht es im Sommer 2026 in Amerika darum, nicht zum dritten Mal in Folge eine WM nach der Vorrunde verlassen zu müssen. Die Auslosung in Washington, die nach einem langen Ehrungs- und Showblock dann doch noch stattfand, hat den Diskussionsstoff für die kommenden Monate (bis März länderspielfrei) geliefert: Schafft die Nationalmannschaft es, mal wieder länger im Turnier zu bleiben?
Nun, um eine Todesgruppe ist Deutschland definitiv herumgekommen, das Lächeln umspielte die Lippen der Delegierten schon nach dem Gegner aus dem nächstbesten Topf: Ecuador. Die Elfenbeinküste schien Nagelsmann, Völler und Begleitern auch keinen Schrecken einzujagen; schließlich spielt Didier Drogba, FC-Bayern-Schreck aus Chelsea-Tagen 2012, nicht mehr. Außerdem: Curacao,
Andererseits: Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, dass die Deutschen sich schwer tun gegen Mannschaften aus der Mittelklasse. Solche, denen sie selten begegnen, und die schwer zu greifen sind. Und obacht: Curacao ist ein verkapptes Niederlande. Man muss ja ein bisschen warnen.
Und nach der Vorrunde? Ist mehr Turnier übrig denn je zuvor. Aber wir haben nun ja Zeit, in das üppige Tableau zu vertiefen und alle möglichen Konstellationen durchzuspielen. Vom Weltmeistertitel sollte man nicht sprechen, sich vielleicht ihn auch gar nicht wünschen, denn sonst kann es passieren, dass Donald Trump allen eine seiner MAGA-Kappen aufsetzt, so wie der Emir von Katar 2022 Lionel Messi den Bisht aufgezwungen hat.