Erfreuliche Auslosung für Julian Nagelsmann. © dpa/van Weel
Washington – Als seine „Route 26“ vom „Raketenstart“ in der NASA-Stadt bis zum angestrebten fünften Stern offen vor ihm lag, warnte Julian Nagelsmann die WM-fiebrige Fußballnation vor dem Abheben. „Ich finde ehrlich gesagt, dass die Gruppe deutlich zu schlecht gesehen wird“, sagte der Bundestrainer und betonte: „Du musst von Beginn an Gas geben.“ Nicht, dass es gleich gegen Curacao heißt: Houston, wir haben ein Problem!
Dabei hatte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der vorweihnachtlichen Bescherung in Washington nach Meinung der meisten Beobachter doch das große Los gezogen. Der WM-Winzling aus der Karibik, Afrikameister Elfenbeinküste (Côte d‘Ivoire) und Ecuador in Gruppe E – „machbar“, meinte selbst Nagelsmann nach Teil eins der Bombast-Show von Donald Trump und Gianni Infantino. Auch Teil zwei verlief nach DFB-Wunsch.
Spielorte, Stadien, Anstoßzeiten – all diese Faktoren passen beim so unwägbaren XXL-Turnier in den USA, Mexiko und Kanada bestens zu den Plänen von Nagelsmann, der sich sogleich aufmachte, um die Quartiersuche abzuschließen. „Wir haben noch mehrere Dinge zur Auswahl“, berichtete er, „aber wir sind guter Dinge, dass das funktioniert, was wir uns vorstellen.“
Ziel ist der Südosten der USA, von wo es per Flieger in die Spielorte geht. Zum Auftakt am 14. Juni (19.00 Uhr MESZ) in Houston gegen Außenseiter Curacao, den kleinsten WM-Teilnehmer der Geschichte, den Nagelsmann eine „Wundertüte“ nennt. Zum zweiten Duell mit der Elfenbeinküste in Toronto sechs Tage später (22.00 Uhr MESZ). Und schließlich nach East Rutherford, wo am 25. Juni (22.00 Uhr MESZ) Ecuador wartet – in jenem Stadion, wo am 19. Juli das Finale steigt.
„Jede Mannschaft, die mitspielt, hat den Drang und die Lust, das Turnier zu gewinnen“, sagte der Bundestrainer in der US-Hauptstadt und ergänzte: „Ich verspreche, dass wir gut drauf und in guter Verfassung sein werden.“
Das wäre hilfreich, schließlich sei das DFB-Team „von Beginn an gefordert“. Die Vorrunde, sagte der Bundestrainer eingedenk der historischen Blamagen 2018 und 2022, sei „nichts, wo wir leicht durchmarschieren werden“.
Die Favoritenrolle wie gegen Curacao sei „nicht immer so förderlich“, meinte der 38-Jährige. Dass die Elfenbeinküste Afrikameister ist, sei „ein Qualitätsmerkmal“. Und Ecuador, das in der Quali sogar Titelverteidiger Argentinien bezwungen hatte, sei „nicht leicht zu spielen“, verfüge dazu über „drei, vier richtige Topstars“ wie Moises Caicedo vom FC Chelsea.
Der gefürchteten Mittagshitze geht der viermalige Weltmeister aber dank klimatisierter Arenen wie in Houston oder späterer Anstoßzeiten aus dem Weg. Dafür warten „unterschiedliche Rasengegebenheiten“, wie Nagelsmann nach den quälend langen Ziehungen unter goldenen Kronleuchtern analysierte.
Im Falle des Gruppensieges führt die „Route 26“ über Boston, Philadelphia, abermals Boston und Dallas zurück ins MetLife Stadium. Doch schon im Achtelfinale könnten mögliche Kracher wie Vizeweltmeister Frankreich oder Rekordchampion Brasilien lauern.
Nagelsmann wollte daran keinen Gedanken verschwenden. „Wir planen den Turnierbaum nicht vor. Irgendwann werden Topteams kommen, daran muss man sich gewöhnen.“ SID