Auch in Frankfurt hatte er Grund zum Jubel: Jeremy McKenna nach dem 2:0. © Red Bull/City-Press
München – Am Sonntag erzielte Jeremy McKenna ein echtes Jeremy-McKenna-Tor. Patrick Hager, sein Mittelstürmer, hatte das Bully gewonnen, die Scheibe kam direkt auf den Schläger von McKenna, der Kanadier donnerte sie direkt unters Tordach, unhaltbar für den Goalie. 5:0 gewann der EHC Red Bull München bei den Löwen Frankfurt, McKenna sorgte für das 2:0. Wegen Treffer dieser Machart hatten die Münchner den 26-Jährigen aus Nürnberg geholt, denn die Analyse der Saison 2024/25 hatte gezeigt, dass ein solcher gnadenloser Vollstrecker dem Team fehlte.
Am Freitag traf McKenna auch schon, da war sein Beitrag noch wichtiger. „1:0, empty net“, so beschrieb er den Verlauf des Spiels gegen den ERC Ingolstadt. Zwei Mannschaften, die kaum einen Unterschied erkennen ließen. Die Entscheidung zum 2:0 fiel erst, als die Gäste den Torhüter gezogen hatten; das einzige richtige Tor des Abends war das von Jeremy McKenna im ersten Drittel. Und er war kein typisches Jeremy-McKenna-Tor. Er fälschte einen Schuss von Fabio Wagner ab. Viele Tore fallen im Eishockey auf diese Art, und obwohl das Abfälschen auch eine gute Auge-Hand-Koordination erfordert, haftet solchen Treffern in der spontanen Außenwahrnehmung in der Halle der Ruch des Zufalls an.
Dieses 1:0 verdiente sich aber eine Einordnung in die Kategorie Kunst. Ein „skilled goal“ nannte es Trainer Oliver David, herausgespielt mit Talent und einer Idee. McKenna sei nicht einfach in der Schussbahn gestanden, er habe sich gezielt in sie hineinbewegt. „Das ist hohe Qualität“, sagte David. Dazu kam: McKenna gelang der Tip-in des harten Schusses „mit einer Hand“, wie er selbst die Situation nacherzählte. Er lobte seine Vorarbeiter Chris DeSousa und Fabio Wagner, „der mich gefunden hat“.
Bei sieben Toren steht McKenna zur Hälfte der DEL-Hauptrunde nun, er liegt noch fernab seines Nürnberger Vorjahreswerts von 23 Toren in 45 Punktspielen (und fünf in neun Playoff-Matches), doch er hat recht, wenn er sagt: „In den letzten paar Wochen habe ich mein Spiel gefunden.“ Er wird weiter versuchen, jeden Schuss zu nehmen, doch hat sein Spiel angepasst: „Es ist in jeder Profiliga schwer, Tore zu machen. Man muss einen Weg finden.“
Er ist jedenfalls hinweg über die schwierige Anfangsphase der Saison, in der er zweimal ein „healthy scratch“ war. So drückt man es in Nordamerika aus, wenn ein Spieler fit ist, aber nicht aufgestellt wird. „Das war hart“, blickt er zurück, „denn die Leute empfinden kein Mitgefühl für dich.“ Jetzt spielt er immer.GÜNTER KLEIN