ZUM TAGE

Vom Kind zum gereiften Weltmeister

von Redaktion

Norris fand seinen eigenen Weg

Dieser Weltmeister bringt Abwechslung in die Formel 1. Als er 2019 in die Königsklasse aufstieg, war Lando Norris neben George Russell und Alex Albon einer von drei Neulingen, der frischen Wind in den abgekühlten, von Mercedes dominierten und langweiligen Motorsport brachte. Sofort avancierte der damals 18-Jährige durch seine lockere Art und der Bromance mit Teamkollege Carlos Sainz zum Publikumsliebling.

Die Fans fieberten mit dem Nachwuchsfahrer mit, obwohl Norris anfangs nur im Mittelfeld um die Positionen kämpfte. Auch seine ungezwungene Art am Funk machte den Briten schnell zum Sympathieträger. Egal, ob er im freien Training sang oder emotional seine Erfolgserlebnisse feierte. Zum Beispiel bei seinem ersten Podium: Wie ein Kind freute er sich, nachdem ihm 2020 in Österreich ein wahnsinniger Schlussspurt gelungen war. Hier zeigte Norris, dass er unter Druck bestehen kann, Experten nannten ihn damals bereits „zukünftiger Weltmeister“. Dieselben sagten ein paar Jahre später, dass ihm diese Fähigkeit abhanden gekommen sei.

Mehrmals verspielte Norris seinen ersten Sieg (wie zum Beispiel in Sotschi 2021). Das freudige Kind, das nebenbei mit seinen Kumpels einen amüsanten Youtube-Kanal hochzog, wurde schnell mit der harten F1-Welt konfrontiert. Der nächste Entwicklungsschritt stand an. Norris gab seine mentalen Schwächen zu und machte sie öffentlich. Er ging damit einen komplett anderen Weg als das Gros der Formel-1-Fahrer. Es war sein Weg – und wahrscheinlich der einzige, mit dem er nun Weltmeister werden konnte.

Zusammen mit dem weltmeisterlichen Auto entwickelte sich Norris weiter. Mit den ersten Siegen kam die Zuversicht. Und als es im letzten Saisondrittel darauf ankam, die nötigen Punkte einzufahren, lieferte er ab – anders als Piastri und unabhängig davon, dass Verstappen in den letzten Rennen so ziemlich alles in Grund und Boden fuhr. Man darf auch nicht vergessen, dass Norris beim Überfahren der Ziellinie in Las Vegas quasi schon Weltmeister war, und nur durch die Disqualifikation (für die er nichts konnte) das WM-Rennen wieder spannend wurde. Auch das hat ihn nicht verunsichert. Norris ist erwachsen geworden – und trotzdem freute er sich in Abu Dhabi wieder wie ein Kind.

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