Und alle in die Kurve: Das wurde in den vergangenen Wochen zum Standard im SAP Garden. © Red Bull/City-Press
München – Das Spiel des EHC Red Bull München gegen die Eislöwen Dresden, Neuling und Dauerschlusslicht der Deutschen Eishockey Liga (DEL), war grausam. 2:1 nur gewannen die Münchner damals am 19. Oktober, ein neuer Tiefpunkt schien erreicht. Doch die maue Darbietung markierte den Beginn einer Serie, einer guten: Seit nunmehr sieben Heimspielen ist der EHC ungeschlagen. 3:2 gegen Berlin, 5:4 gegen Schwenningen, 4:0 gegen Mannheim, 4:1 gegen Nürnberg, 5:3 gegen Straubing, 2:0 gegen Ingolstadt – die Auftritte wurden immer überzeugender. Am heutigen Mittwoch (19.30 Uhr) sind die Kölner Haie im SAP Garden die nächste Herausforderung.
Es ist gerade Halbzeit in der DEL-Hauptrunde, da lässt sich gut vergleichen, wie es vor einem Jahr lief für den EHC in seinem neuen Sporttempel und wie jetzt. 2024 hatten die Münchner auf der ersten Etappe 13 Heimspiele, von denen sie nur sechs gewannen bei 43:39 Toren. Seit Beginn der zweiten Saison im Garden sind es elf Heimspiele mit neun glatten Siegen. Tore: 42:26. Punkte pro Spiel: 2,455 (statt zuvor 1,538). Quote an Siegen: 81,82 Prozent – eine Ansage.
Grundsätzlich gilt: Die Mannschaft hat sich in ihrer neuen Umgebung jetzt eingewöhnt. „Das war nicht einfach ein Umzug“, beschrieb Sportchef Christian Winkler schon öfter den Veränderungsprozess im Sommer 2024. In den eishockeyfreien Monaten stand die gesamte Organisation unter Spannung und in einem Wettlauf mit der Zeit. Zum Grand Opening gegen die NHL-Gäste der Buffalo Sabres am 27. September 2024 war die Halle noch nicht wirklich fertig, es stand Spitz auf Knopf, ob das Spiel stattfinden konnte. Es ging um so vieles – das Sportliche rangierte nicht an erster Stelle. Die Mannschaft, die ihr Meisterformat (letzter Titel 2023) verloren hatte, ging mit einem Trainer (Toni Söderholm), den sie ablehnte, ins neue Bauwerk und die neue Ära.
13 Zugänge leistete sich der EHC für diese Saison – sie sind unbelastet vom Heimkomplex, der auf der alten Mannschaft lastete. Und die Spieler, die schon da waren, lernten den Garden nun auch als sommerliche Trainings-Location kennen. Normal leben die Eishockey-Cracks zwischen Mai und Juli auf Distanz zum Arbeitsplatz – heuer kamen sie freiwillig. „Wir fühlen uns zuhause“, versichert Jeremy McKenna. Das Einleben sei ihm „durch die Leadership in unserer Mannschaft“ erleichtert worden – er nennt Kapitän Patrick Hager, „der mir und allen anderen geholfen hat“. Bei den Spielen fühlt McKenna sich „von der Crowd“ angespornt. Nach etwas schwächerem Zuspruch trotz diverser Rabattaktionen im frühen Herbst war der Garden zuletzt wieder ausverkauft (10796).
Die letzte Heimniederlage ist schon über zwei Monate her, es war das 5:7 gegen Wolfsburg, bei dem der EHC ausgekontert wurde. Wenn Fabio Wagner, der Verteidiger, der aus Ingolstadt kam, auf die Anfangszeit der Saison zurückblickt, sagt er: „Wir waren zu offen in der neutralen Zone, haben dann viel Video geschaut, und das hat gefruchtet.“ Das Forechecking wurde nachjustiert, „wir sind näher dran an den Männern“. Die Spiele verliefen dann auch gut. Wagner: „Wir kommen immer gut, mit viel Energie aus der Kabine.“ Von den 420 Minuten der sieben gewonnenen Heimpartien verbrachte der EHC nur 34 im Rückstand.
Trotz seiner Verletzungssorgen geht der EHC München selbstbewusst ins nächste Heimspiel gegen Köln. Die Haie hat das Team von Trainer Oliver David schon zweimal besiegt, mit 4:2 und 2:0 in der Lanxess-Arena. Aber es gibt keine Garantien: Köln ist das zweitbeste Auswärtsteam der DEL (Platz eins: Mannheim). Aktueller Status: die vergangenen vier Spiele „away“ gewonnen. GÜNTER KLEIN