„Ich hatte Angst, dass das Spiel abgebrochen wird“: Jan-Christian Dreesen war über die Aktion der Fans gar nicht amüsiert. © Andre/IMAGO
Knallige Grüße: In der Südkurve brannten nach der Halbzeitpause knapp 90 Pyro-Fackeln. Die Konsequenz ist, dass im letzten Champions-League-Heimspiel Blöcke der Südkurve gesperrt sein werden. © HAIST/Imago
München – Nur eine knappe Minute dauerte das Spektakel, der Nachhall dürfte aber gewaltig sein. Rund 90 Pryo-Fackeln wurden beim Champions-League-Erfolg gegen Sporting Lissabon gezündet, direkt nach der Halbzeitpause war die Münchner Südkurve in hellroten Bengalo-Rauch eingehüllt.
In der Arena sorgte die Pyro-Show für minutenlange Rauchschwaden auf dem Feld, für das nächste Heimspiel erwartet den Rekordmeister nun eine harte Strafe der UEFA: „Wie teuer das wird, kann ich nicht sagen. Aber klar ist, was die Sanktion der UEFA sein wird. Es wird einen Teilausschluss der Fans in der Südkurve geben“, sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen nach der Partie. Dieser Teilausschluss betrifft das nächste Champions-League-Heimspiel gegen Union Saint Gilloise am 21. Januar, dort werden die Blöcke 111 bis 114 gesperrt – also im Unterrang direkt hinter dem Tor, wo das Herz der Südkurve steht.
Der Hintergrund dieser Sanktion: Bereits im März wurde der Rekordmeister von der UEFA für eine Pyro-Show gegen Leverkusen verurteilt. Das Urteil damals: 500 000 Euro sowie zwei Jahre Bewährung mit drohendem Fan-Ausschluss. Genau gegen diese Bewährung wurde nun verstoßen. „Das finde ich naturgemäß nicht gut. Die Witterungsbedingungen haben dann auch noch diesen Rauch und diesen Nebel im Stadion belassen“, sagte Dreesen. „Ich hatte Sorge, dass womöglich das Spiel abgebrochen wird wegen der Sicht. Das ist einfach nicht zu akzeptieren.“
Auch Max Eberl erklärte: „Man hat so ein bisschen sein eigenes Schicksal in der Hand“, so der Sportvorstand mit einem resignierten Schulterzucken nach dem Spiel. „Und wenn man dann eben Pyro macht und ist auf Bewährung, dann kann es eben eine Konsequenz geben.“
Es gab aber auch weniger kritische Stimmen. Manuel Neuer sagte über den Einfluss der Pyros: „Das Gegentor hat nichts mit dem Nebel zu tun gehabt. Wir haben uns auf den Fußball konzentriert. Es war nicht in meinem Sichtfeld. Wichtig ist, dass sich keiner verletzt hat.“ Und Vincent Kompany erklärte: „Man muss die Dinge getrennt betrachten. Wir sind zu Hause so stark, weil wir immer diesen unglaublichen Support bekommen. Wir brauchen diese Unterstützung – und bekommen sie jede Woche, zuhause und auswärts. Zu Pyro müssen Sie andere Abteilungen befragen.“
Auf die Frage an Club-Chef Dreesen, wie das Feuerwerk überhaupt trotz weitreichender Kontrollen ins Stadion gelangt, sagte er: „Da sind die Wege offenbar hinreichend kreativ, das immer wieder hinzubekommen.“ Und zuletzt: „Ich glaube, es geht weniger ums Nicht-Verstehen-Können, sondern um eine eigene Definition von Recht. Es gibt Regeln und die sind einzuhalten, und deswegen hat das da nichts zu suchen.“
Die Kritik fällt auch deshalb so scharf aus, weil sich Dreesen höchstpersönlich noch im November für die Münchner Anhänger einsetzte und rund um das Champions-League-Duell mit Paris Saint-Germain gegen die damaligen Maßnahmen der Pariser Polizei ankämpfte. Als Antwort darauf, so dürfte es die Münchner Chefetage interpretieren, folgte nun die Pyro-Show der Fans. Am Mittwoch wurde zudem öffentlich, dass die Gästefans von Sporting mit ihren Feuerwerken zwei Menschen verletzten (ein Fan, ein Polizist).V. TSCHIRPKE, H. RAIF