München – Im Eishockey wird unterschieden: Große Eisfläche, kleine Eisfläche. Die große ist Standard in Europa, vor allem ist sie vier Meter breiter als die kleine, auf welcher in Nordamerika gespielt wird. Jetzt taucht auf einmal eine dritte Variante auf: die noch kleinere Fläche. Und das sorgt für Verstimmung in der Eishockeywelt. Aus der NHL ist ein Donnergrollen zu vernehmen.
Die Profiliga hatte sich bereit erklärt, alle ihre Topstars bei den Olympischen Spielen im Februar in Mailand antreten zu lassen. Vereinbart worden war die Größe der Eisfläche: NHL-Maße. Konkret: 60,96 Meter lang, 25,91 Meter breit. Doch geworden sind es – und das hat erst festgestellt, als man es nicht mehr ändern kann – 60 mal 26 Meter. Ein großes mediales Thema vor allem drüben, wo nun gefragt wird: Kommen die NHL-Spieler wirklich – nicht dass das gefährlich ist, wenn „die Bande einen halben Meter eher kommt“, wie der deutsche Bundestrainer Harold Kreis es umschreibt. Das böse Wort Boykott schwebte über den Wogen des Atlantik, laut nachgedacht wurde auch über eine spontane Verlegung der Eishockey-Matches von Männern und Frauen in Hallen in der Schweiz.
Harold Kreis gibt seinen Kenntnisstand wieder: „Die Olympischen Spiele werden stattfinden, und die NHL-Spieler werden kommen.“ Nach Mailand. Auch Christian Künast, Sportvorstand des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), schiebt keine Panik. Kürzlich traf er bei den Europa-Ausflügen der NHL in Stockholm den Big Boss Gary Bettman und den Deputy Commissioner Bill Daly und erfuhr, „dass Daly sagt, sie kommen nicht, wenn eine Gefahr für die Spieler bestehe. Wir sehen diese Gefahr aber nicht.“
Künast und Kreis waren diesen Montag und Dienstag in Mailand, sie haben die kleinere der beiden Hallen besichtigt, die mit einem U20-Turnier ihren Testlauf hatte. Eindruck: „Völlig in Ordnung“, so Künast, „gegenüber meinem ersten Besuch im Oktober war ich positiv überrascht. Die Kabinen sind für alle gleich und groß genug, die Eisqualität sah von oben ansprechend aus.“ Die Maße, führt Künast weiter aus, bewegen sich innerhalb der Norm.
Künast erinnert sich an seine Zeit als Frauen-Bundestrainer und an eine WM in Nordamerika: „Die war auch an zwei Standorten, und in einer Halle war die Eisfläche deutlich kleiner als in der anderen. Doch es hat dort keinen interessiert.“ Harold Kreis erwartet von den Spielern in Mailand, „dass sie sich anpassen werden, Wenn ich für sie sprechen darf: Die machen sich keine Gedanken, sie nehmen die Größe an, wie sie ist. Und wir werden auch ein paar Trainings in der großen Halle haben“, bevor man am 12. Februar ins Turnier einsteigt. Jedenfalls seien beide olympischen Spielfelder in gleichem Maße etwas kürzer geraten, das ist die Kenntnis von Christian Künast. In die 14000 Zuschauer passende Santagiuliana-Arena kann er aber erst am 9. Januar – dann ist mit der Copa Italia der dortige Testlauf.
Der Weg der deutschen Teams nach Milano steht fest: Die Frauen testen am 30. Januar in Peiting gegen Japan, ehe es gen Italien geht, die Männer trainieren ab 31. Januar in Bozen, wo sie auch ein Spiel gegen Italien haben werden (4. Februar). Noch ohne die NHL-Stars. Die fliegen alle zusammen am 8. Februar in Mailand ein. Stand jetzt.GÜNTER KLEIN