Ohne Umweg nach Budapest

von Redaktion

Bayern nach „Meilenstein“ auf Achtelfinalkurs – und reif für mehr?

„Ein Meilenstein“, sagte Neuer. © IMAGO

Danke, Jungs! Pechvogel Kimmich und Tah. © IMAGO

München – Jan-Christian Dreesen baute am späten Dienstagabend einen schönen Spannungsbogen auf. „Das erste, was ich nach dem Eigentor gemacht habe“, sagte der CEO des FC Bayern nach dem 3:1 (0:0) des FC Bayern gegen Lissabon und machte eine kurze Pause, „war“ – Pause – „auf die Uhr zu schauen.“ Und weil dort zum Zeitpunkt des Sporting-Treffers noch 35 Minuten Restspielzeit angezeigt wurden, lehnte er sich einfach zurück. Der Chef kennt seine Pappenheimer inzwischen – und er weiß auch, dass dieses Team unter diesem Trainer zurückschlagen kann – und wie! 15 Minuten später stand es 2:1, am Ende 3:1 – und Dreesens konnte zum Abschluss des Champions-League-Jahres ein Fazit abgeben, das da lautete: „Sechs Spiele, 15 Punkte – wir dürfen zufrieden sein!“

Man sah schon viele erleichterte Profis aus der Arena spazieren, als dieser „Meilenstein“ (Manuel Neuer) geschafft war. Denn natürlich hatte jeder in den paar Minuten, die zwischen dem Eigentor durch Joshua Kimmich (54.) und den beiden Treffern zur Wende durch Serge Gnabry (65.) und Lennart Karl (69.) vergangen waren, im Kopf schon die Rechenmaschine angeworfen. Zwölf Punkte nach sechs Spielen hätten den Umweg über die Playoffs der Königsklasse wahrscheinlich gemacht, nun aber ist „ein großer Schritt“ (Max Eberl) in Richtung direkter Achtelfinal-Einzug gelungen. Mit Blick auf den Rest der Saison, in der man sich berechtigte Hoffnung auf mehr macht, „wichtig“, wie Kimmich sagte: „Es wäre gut, die Schleife nicht drehen zu müssen. Denn das war letztes Jahr kräftezehrend.“

Die beiden Partien in der Zwischenrunde gegen Celtic Glasgow haben im Frühjahr mächtig Energie gekostet, 2026 will man die Kräfte für den großen Wurf bündeln. Die Playoffs sind schon sicher, ein weiterer Sieg gegen St. Gilloise (21.1.) oder in Eindhoven (28.1.) – und die Top acht erreicht. „Es ist immer das Schönste, es in der eigenen Hand zu haben“, sagte Eberl mit Blick auf das große Ganze. Seine Worte aber galten freilich auch für das Geschehen auf dem Platz. Schließlich sind die Bayern fünf der letzten sieben Partien in Rückstand geraten. Bis auf zwei (Union, Arsenal) konnten alle gedreht werden.

Am Dienstag war Kimmichs Missgeschick („fühlt sich nicht geil an“) der „Hallo-Wach-Effekt“ (Neuer), nach dem 1:1 war „der Glauben dann voll zurück“. Eberl zeigte sich von der Ruhe im Team tief „beeindruckt“, auch Kompany lobte: „Wir haben nicht die Nerven verloren.“ Die neue Comeback-Qualität ist eine Reife, die auf dem Weg zum Henkelpott noch wichtig sein kann. Kleiner Spoiler: Bis zum 30. Mai in Budapest wird es noch einige Spiele geben, in denen Dreesen auf die Uhr blicken wird. Aber Stand jetzt kann er dabei entspannt bleiben. H. RAIF, V. TSCHIRPKE

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