Bora hebt ab

von Redaktion

Mit der Doppelspitze Lipowitz/Evenepoel hat der Rennstall höchste Ziele

Die Doppelspitze: Evenepoel (li.) und Lipowitz. © IMAGO

Geschafft: Bis auf 100 Meter stieg der Flieger auf.

Bereit zum Abheben: Bis auf 54 km/h beschleunigten die Profis den Flieger.

Bereit zum Start: Ein Jahr lang wurde an dem ehrgeizigen Projekt getüftelt. Die Arbeit sollte sich lohnen. © Red Bull

Palma de Mallorca – Die Sache mit dem Abheben haben die Radprofis von Red Bull Bora-hansgrohe in ihrem Trainingsquartier wörtlich genommen. Neun Stars des besten deutschen Rennstalls versuchten einen Segelflieger mit purer Muskelkraft in die Lüfte zu bringen. 90 Sekunden lang mussten sie das Fluggerät dafür nebst Pilot auf über 50 km/h beschleunigen. Und das klappte ja auch. Wenig später posierten Frontmann Florian Lipowitz und Kollegen für die Kameras.

Von der neuen Co-Spitze Remco Evenepoel war da noch nichts zu sehen. Das wird sich ändern, schon beim ersten Medientermin standen beide gemeinsam vor den Mikrofonen. Gut gelaunt, motiviert und mit gegenseitigem Respekt präsentierten sich Lipowitz und Evenepoel, die im Juli 2026 die Frankreich-Rundfahrt als Doppelspitze in Angriff nehmen sollen – und dabei doch die gleichen individuellen Ziele verfolgen.

Wie das deutsche Top-Team den kniffligen Plan im nächsten Sommer konkret ausspielen will, hängt letztlich von den Beinen auf Frankreichs Straßen ab. Am Ende soll in Paris jedoch unbedingt einer der beiden Stars auf dem Podium stehen, am besten ganz oben. „Ich persönlich glaube, dass es super, super schwer bis unmöglich ist, Tadej Pogacar im Mann-gegen-Mann-Duell überhaupt zu schlagen“, sagte Teamchef Ralph Denk. Den slowenischen Weltmeister und Tour-Titelverteidiger mit zwei Top-Fahrern zu attackieren, sei auch deshalb „der richtige Weg.“

Ein alternativloser Weg ist es dazu. Die Verpflichtung von Superstar Evenepoel zur neuen Saison war kostspielig. Das Investment muss sich rentieren – nicht nur mit Siegen im Sattel. Nur wenige Fahrer im Peloton haben einen größeren Werbewert als der extrovertierte Ex-Weltmeister Evenepoel.

Auch Lipowitz, der im Sommer 2025 bei seinem Tour-Debüt sensationell im Weißen Trikot Dritter hinter Pogacar und Jonas Vingegaard wurde, ist eine Pflicht-Besetzung für die Frankreich-Rundfahrt. Den deutschen Hoffnungsträger und Shootingstar nach der Traum-Tour aus dem Kader zu streichen, wäre Fans, Sponsoren und auch dem Tour-Veranstalter ASO nicht zu vermitteln gewesen.

Bedenken sind dennoch angebracht. Was tun, wenn beide Top-Stars in den Bergen auf gleichem Niveau performen? Welchen Fahrer zum Helfer degradieren, wenn sowohl Lipowitz als auch Evenepoel in der letzten Tour-Woche ähnliche Erfolgschancen besitzen? Evenepoel sieht sich als Profi genug, um auch für jemand anderen arbeiten zu können: „Ich kenne meine Rolle, wenn es gut läuft und wenn es schlecht läuft.“

Und Lipowitz? Der freut sich ganz grundsätzlich auf die Rückkehr zur Tour – auch an der Seite von Evenepoel. „Remco und ich sind unterschiedliche Fahrertypen. Der eine hat Stärken, wo der andere vielleicht Schwächen hat“, sagte Lipowitz: „Wenn wir das gut ausspielen, können wir zusammen viel erreichen.“

Dominator Tadej Pogacar wird das zur Kenntnis genommen haben.SID

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