„Gänsehaut am ganzen Körper“

von Redaktion

Sean Dulic über seinen Weg zum NLZ zum Stammspieler bei den Profis – und DFB-Einsätze

Junglöwe mit DFB-Adler: Sean Dulic. © IMAGO

Zweikampfführung – seine große Stärke: 1860-Dauerbrenner Sean Dulic (20) mit einem Schweinfurter Gegenspieler. © IMAGO / Sven Leifer

München – Er hat den höchsten Marktwert aller 1860-Profis (1 Mio. Euro), läuft für die U 20 des DFB auf – und verpasst keine Minute im 1860-Trikot. 2025 war zweifellos das Jahr des Sean Dulic (20). Unser Interview mit dem aufstrebenden Junglöwen.

Herr Dulic, Sie sind der dienstälteste Löwe, Stammspieler bei den Profis – und das mit 20 Jahren. Läuft nach Plan bislang, oder?

Als ich im Alter von neun Jahren von Wacker München ins NLZ der Löwen kam, habe immer hochgeschaut zu den Profis, die damals noch in der Zweiten Bundesliga gespielt haben. Deshalb bin ich sehr glücklich, es jetzt geschafft zu haben. Kevin Volland war aber schon zwei Jahre weg, als ich zu den Löwen kam (lacht).

Jetzt sitzen Sie mit Volland gemeinsam in der Kabine…

Er ist wie der Rest auch ein lockerer, entspannter Typ. Die älteren Spieler versuchen viel zu helfen. Wenn ich gegen Flo Niederlechner im Training spiele, gibt er mir oft Tipps, wie ich mich verhalten soll.

Dulic spielt immer. Was ist Ihr Fitnessgeheimnis?

Es gehört auch Glück dazu, sich im Spiel nicht bei einem Zweikampf zu verletzen. Das sieht man zum Beispiel bei der Verletzung von Tunay Deniz (Kreuzbandriss/Red.), das war einfach Pech. Ansonsten schlafe und esse ich gut und viel, achte auf meine Regeneration.

Sie sind mittlerweile laut transfermarkt.de eine Million Euro wert. Was macht diese Summe mit Ihnen?

Es ging alles sehr, sehr schnell – und kann genauso schnell auch wieder in die andere Richtung gehen. Deswegen will ich einfach klar bleiben im Kopf und mir darüber nicht zu viele Gedanken machen.

Im September wurden Sie erstmals für die deutsche U 20-Nationalmannschaft nominiert. Welche Erinnerungen haben Sie an diesen besonderen Anruf?

Es war nach einem Heimspiel von uns im Auto nach Hause. Hannes Wolf (U 20-Coach des DFB/Red.) hat mich angerufen, ich hatte am ganzen Körper Gänsehaut. Am nächsten Tag ging es dann direkt los, unbeschreiblich. Als Erstes habe ich meine Eltern angerufen, denen ich viel zu verdanken habe.

Posten Sie ein Bild auf Instagram, kommentieren die Mitspieler gerne Ihren breiten Körperbau. Wie oft geht‘s in den Kraftraum?

Ich war in den letzten Jahren öfter mal verletzt. Damals kam die Empfehlung, häufiger im Kraftraum zu trainieren. Irgendwann habe ich mich immer mehr dafür interessiert, an meinem Körper zu arbeiten. Bei uns gehöre ich schon zu denjenigen, die am häufigsten im Kraftraum sind. In dem Bereich kann vielleicht sogar ich die Tipps geben (lacht).

Die Löwen stehen defensiv aktuell enorm stabil. Was ist das Geheimnis?

Die ganze Mannschaft verteidigt als Einheit, nicht nur wir in der Dreierkette. Jeder will, jeder geht den extra Meter.

Guter Start, katastrophaler Frühherbst und nun starkes Hinrundenfinish. Wie erklären Sie sich die Leistungsschwankungen der Löwen?

Es war bisher eine Achterbahnfahrt. Nach dem super Start sind wir in einen Negativstrudel geraten, auch mental. Wir haben es Gott sei Dank geschafft, uns da wieder rauszuziehen. Wir spielen mit mehr Selbstvertrauen.

Vor knapp einem Jahr kannten Sie nur die Wenigsten, mittlerweile hat sich das stark verändert. Merken Sie das im Alltag?

Wenn ich Freizeit habe, denke ich nicht oft an den Fußball, schalte komplett ab. Ich bin nach wie vor der alte Sean mit den alten Jungs. Ab und zu wird man auf der Straße erkannt, das ist ein bisschen surreal. Aber bisher waren alle Fans immer korrekt und freundlich.

Im Sommer haben Sie Ihren Vertrag bis 2028 verlängert, trotz anderer Angebote…

Mein Vater hilft mir in solchen Angelegenheiten. Ich bin in München, bei meinem Verein. Deswegen mache ich mir da noch keine Gedanken.

Sean Dulic spielt also ligaunabhängig nächste Saison bei 1860?

Wie gesagt, ich mache mir da noch keine Gedanken, konzentriere mich lieber auf die beiden Spiele vor Weihnachten.

Vor wenigen Wochen gab es Wirbel um Ihre Person, als Präsident Gernot Mang erklärte, ein ehemaliger Geschäftsführer hätte gesagt Sie könnten „nicht mal Regionalliga spielen“. Ihr Berater widersprach öffentlich. Wie haben Sie die ganze Geschichte wahrgenommen?

Das war alles ein bisschen hektisch, ich war gerade auf der Rückreise von der Nationalmannschaft aus Spanien. Aber so ist der Fußball, so funktioniert das Business.

Zwei Spiele stehen noch an in diesem Jahr. Darf man vorsichtig wieder positiver auf die Tabelle schauen als Löwen-Spieler?

Der Trainer gibt klar vor, dass wir von Spiel zu Spiel schauen. Wir haben ja auch noch nicht einmal die Hälfte der Saison absolviert. Jetzt wird noch nicht abgerechnet. Daher müssen wir einfach in jedem Spiel unsere Punkte sammeln.

INTERVIEW: MARCO BLANCO UCLES

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