Hochstimmung ist anders: Harry Kane. © Hoppe/dpa
Früher Jubel: Karl traf in der 29. Minute. © IMAGO
Oh Du fröhliche! Die Bayern-Stars mussten nach dem 2:2 noch Weihnachten feiern – dabei waren sie vom Spiel gegen Mainz relativ enttäuscht. © IMAGO/Feil
München – Es war am Sonntagabend in der Allianz Arena alles angerichtet für eine herrlich harmonische Weihnachts-Party. Aber auch wenn der Tölzer Knabenchor noch so schön sang, die Lasershow spektakulär und die Christbäume im Mittelkreis ein Hingucker waren: Nach dem 2:2 (1:1) gegen den Tabellenletzten Mainz 05 war die Stimmung beim FC Bayern nicht ganz so besinnlich wie erhofft. Ja, die „Herbstmeisterschaft“ ist mit Blick von neun Punkten Vorsprung auf die ebenso nicht siegreichen Verfolger Dortmund und Leipzig nahezu perfekt. Aber Vincent Kompany und sein Team hätten dieses Heimspiel-Jahr doch lieber anders ausklingen lassen als mit dem ersten Punktverlust in der Arena seit dem 12. April (2:2 gegen Dortmund).
„Wir wollten mit zwei Siegen in die Pause gehen. Das Unentschieden ist ein wenig enttäuschend“, sagte Torschütze Kane bei DAZN. Ausgerechnet vor den Augen von Thomas Müller taten sich die Bayern gegen den Underdog aus Mainz erstaunlich schwer. Zwar hatte Lennart Karl das Kompany-Team in Führung gebracht (29.), Mainz schlug jedoch durch Kasper Potulski (45.+2) und Jae-Sung Lee (67.) gleich doppelt zurück. Hinten mehrfach unsortiert und vorne zwar aktiv, aber wenig glücklich präsentierten sich die Bayern, ein Elfmeter von Kane (87.) rettete immerhin einen Punkt. Der Jahresabschluss kommenden Sonntag in Heidenheim sollte gelingen – denn eine Krise unterm Baum kann wirklich niemand gebrauchen.
Auf dem Papier waren die Mainzer der absolute Außenseiter – aber die Bayern haben eine lange Saison in den Knochen, das sah man. So dauerte es vor 75 000 Zuschauern bis zu echten Chancen. Die Mainzer hatten durch Jae-sung Lee (Lattenschuss/17.) die erste, eine kleine Warnung für die Bayern, die in der Folge das Tempo verschärften. Kane (20.), Gnabry (22.), Olise (23.) und Stanisic (24.) verpassten – aber Lennart Karl, na klar, war zur Stelle. Gnabry glänzte als Vorbereiter, der 17-Jährige verwandelte zentral vor dem Kasten. Saisontreffer Nummer sechs.
„Wir haben die ersten 44 Minuten komplett dominiert, hatten viele Möglichkeiten zu treffen“, sagte Kane, der selbst noch vor der Pause hätte erhöhen können (33.), ehe es plötzlich auf der anderen Seite klingelte. Ein Mainzer Freistoß landete bei Kacper Potulski und dann vor der Augen der schlecht sortierten und umgebauten Abwehr (Kim und Ito statt Upamecano und Tah) im Tor (45.+2).
Die Bayern mussten Gas geben, spielten aber mit Handbremse. Einen genialen Pass von Karl konnte Gnabry nicht verwerten (60.), Kompany wechselte dreifach – aber dennoch ging der Blick in den eigenen Kasten. Ein Flugball von Bell erreichte Jae-Sung Lee, Stanisic konnte bei dessen Kopfball nur zusehen. Es roch nach der ersten Pleite, es wurde hitzig statt besinnlich. Aber dann gab es nach Foul an Kane Elfmeter – und das 2:2 (87.). Ein Trost, mehr nicht. Und dass im Mittelkreis die Beleuchtung bei einem der rund 30 Bäume defekt war, passte zu diesem Abend. Ein dritter Advent mit Schönheitsfehler. Aber Kane sagte: „Wir nehmen den Punkt und es geht weiter.“H. RAIF, M. BONKE