Auf den Rängen ist das Spektakel garantiert: Marokko wird in den kommenden Wochen zur Schaubühne kreativer afrikanischer Fankultur. © IMAGO
Bunt gekleidete Fans in kreativen Kostümen, skurrile Szenen, überbordende Emotionen und jede Menge Drama: Der Afrika-Cup begeistert seit jeher die Massen und liefert immer wieder ein echtes Spektakel. Ab dem 21. Dezember steigt in Marokko die 35. Ausgabe des Turniers. Der Überblick:
Der große Krisenherd
In Kamerun brennt nicht nur der Baum, sondern gleich der ganze Wald. Nach dem Verpassen der WM-Qualifikation steckt die Nationalmannschaft in einer tiefen Führungskrise. Der Grund: Verbandspräsident Samuel Eto‘o setzt auf einen Neuanfang, feuerte Marc Brys als Nationaltrainer. Den Belgier ersetzte der Ex-Starstürmer mit David Pagou. Doch die Trennung mündete in einen offenen Machtkampf zwischen Verband und Sportministerium. Brys erkannte seine Entlassung nicht an, da ihn das Ministerium, das ihn im April 2024 eingesetzt hatte, nicht informiert habe. Obwohl die FIFA kurz darauf Pagou als offiziellen Trainer bestätigte, nominierte Brys eigenmächtig einen eigenen Kader für den Afrika-Cup – parallel zur Auswahl des Verbandes.
Der Konflikt eskalierte öffentlich. „Es kommt von jemandem, der narzisstisch ist und sich für den Besten hält“, schoss Brys im belgischen Sender VTM NIEUWS gegen den Präsidenten. Zusätzlichen Zündstoff lieferte die Kaderfrage: In Pagous Aufgebot fehlen überraschend Schlüsselspieler wie Torwart André Onana sowie Stürmer Vincent Aboubakar. Laut The Sun erfolgte der Verzicht auf Aboubakar auf Anweisung von Eto’o (früher real Madrid, FC Barcelona. Inter Mailand und englische Premier League), da dessen Rekord als bester Torschütze der Nationalmannschaft in Gefahr sei. Aboubakar ist nur noch zwölf Treffer davon entfernt.
Die Stars
Alle Augen werden sich auf einen Mann richten: Mohamed Salah. Den Flügelstürmer begleitet bei dessen Unterfangen, mit Ägypten den Titel zu holen, die Frage: Kehrt er nach dem Turnier zum FC Liverpool zurück oder nicht? Nach einer öffentlichen Attacke auf Trainer Arne Slot verbannte der ihn für ein Spiel aus dem Kader. Beim 2:0-Erfolg gegen Brighton feierte Salah sein Comeback – möglich, dass das Spiel Salahs Abschied aus Anfield war. Titelverteidiger Elfenbeinküste, bei der WM deutscher Gegner, geht mit Manchester Uniteds Amad Diallo und Leipzigs Top-Talent Yan Diomande (kürzlich Bundesliga-Hattrick) an den Start. Für Georgi Minoungou wird unterdessen ein Kindheitstraum wahr. Der Nationalspieler von Burkina Faso ist auf einem Auge blind – und wurde trotz seines Handicaps nominiert.
Keine Favoriten
Ein Topfavorit ist kaum auszumachen. Die Geschichte des Turniers spricht für eine große Ausgeglichenheit: In den vergangenen sieben Austragungen gelang es keinem Team, den Titel zu verteidigen. In diesem Zeitraum standen sechs unterschiedliche Nationen oben.JOHANNES OHR