„Genau das, was Laura gewollt hätte“

von Redaktion

Andreas Dahlmeier teilt neue Details zum tragischen Berg-Unglück seiner Tochter

Die Biathlon-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier kam im Sommer bei einem Unglück in Pakistan ums Leben. © Simon/Imago

Erinnerungsstelle in Garmisch-Partenkirchen: Noch heute besuchen regelmäßig Freunde und Fans den Ort. © Wagner/Imago

Andreas Dahlmeier ist Leiter der Bergwacht in Garmisch.

Garmisch-Partenkirchen – Als Bergsteiger braucht man immer auch ein Quäntchen Glück. Genau dieses Glück fehlte Laura Dahlmeier am 28. Juli. „Ich musste immer mit dem Anruf rechnen, dass etwas passiert ist“, blickt Andreas Dahlmeier im Gespräch mit der Sport Bild zurück auf die Abenteuer seiner verstorbenen Tochter. Der 58-Jährige weiter: „Daher war es immer ein gutes Zeichen, wenn ich nichts gehört habe. Laura war immer sehr umsichtig.“

Als die Ex-Biathletin gemeinsam mit Seilpartnerin Marina Krauss am Laila Peak im pakistanischen Karakorum-Gebirge unterwegs war, hatte sie viel Pech, als auf einer Höhe von etwa 5700 Metern ein Steinschlag auf die beiden erfahrenen Bergsteigerinnen einprasselte. Dahlmeier wurde schwer getroffen und konnte nicht mehr gerettet werden.

Auch eine Bergung des Leichnams war trotz Versuchen unmöglich. Andreas Dahlmeier erklärt: „In den Tagen danach gab es ein großes Unwetter, und es sind viele Steine heruntergekommen, die Laura unter sich begraben haben.“ Professionelle Bergsteiger rund um den erfahrenen Thomas Huber, der Laura Dahlmeier sehr nahe stand, starteten eine vergebliche Rettungsmission.

Kurios: Schon eine Woche vor dem tödlichen Unfall ging bei ihrer Familie ein Alarm ein. Die frühere Biathlon-Olympiasiegerin hatte versehentlich den Notruf ihres Ortungsgeräts ausgelöst. Der Alarm sorgte kurzfristig für Beunruhigung bei den Angehörigen, konnte jedoch rasch als Fehlalarm eingeordnet werden. Zu diesem Zeitpunkt bestand kein Hinweis auf eine akute Gefahrensituation. Erst im Nachhinein bekommt dieser Moment eine tragische Note – weil er dem späteren Unglück so nahe vorausging.

Alles Schicksal, wenn es nach Papa Dahlmeier geht: „Vielleicht wollte sie es auch so. Laura ist dort begraben, wo sie glücklich war und sich frei fühlte. Ich stelle mir vor, wenn Laura in einem Grab auf einem Friedhof liegen würde, und den ganzen Tag über kommen Leute vorbei – sie würde aufschauen und denken: ‚Meine Güte, schon wieder ist jemand da. Lasst mir doch endlich mal meine Ruhe!‘ Ich glaube, Laura hätte es so gewollt, in den Bergen ihren Frieden zu finden.“

Dahlmeier zufolge hatte seine Tochter zu Lebzeiten genau verfügt, wie ihre Trauerfeier, die im kleinen Kreis stattfand, aussehen solle. „Sie hat gesagt, es sollen nur die kommen, die sie gerne mochte.“ Darunter unter anderem Ex-Biathlon-Kollegin Maren Hammerschmidt oder Experten-Kollege und Legende Sven Fischer.

Auch die Musikstücke habe Laura selbst ausgesucht. So sei bei der Feier im August auch eine abgeänderte Version des Oberreintal-Liedes unter Gitarren-und Akkordeonbegleitung gesungen worden. Die im Refrain vorkommende, deftige Textzeile „Hei mi leckst am Arsch!“ ist ein unter hiesigen Bergsteigern verbreiteter Ausruf der Erleichterung, wenn eine schwierige Passage gemeistert oder der Gipfel erklommen wurde.

Ihr Vater mied in der ersten Zeit nach dem schrecklichen Tod übrigens die Abenteuer in den Bergen, ist mittlerweile aber doch wieder zu Touren unterwegs. Andreas Dahlmeier zur Sport Bild: „Das ist genau das, was Laura gewollt hätte. Sie würde sagen: ‚Behaltet mich in guter Erinnerung, aber das Leben geht weiter. Steckt nicht den Kopf in den Sand. Geh raus zum Klettern, Papa!‘“ RELE, MAH, MM

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