Der Blick geht nach oben: Gordon Herbert. © IMAGO
München – Man muss sich in so einer langen Saison manchmal an die kleinen Lichtblicke halten. Gordon Herbert etwa zeigte sich zu Wochenbeginn ganz erfreut, dass er mal wieder mit reichlich Gesellschaft auf Reisen gehen kann. Abgesehen von den Langzeitverletzten Rokas Jokubaitis und Elias Harris ist derzeit nur noch Kamar Badwin (Oberschenkel) außen vor. Am Ende bestiegen am Dienstag immerhin 14 Profis den Flieger nach Frankreich, zum Auftakt der nächsten Euroleague-Doppelwoche mit Einsätzen in Lyon und Monaco. Herbert nahm es mit einem Lächeln: „So gut hat es bei uns schon länger nicht mehr ausgesehen.“
Und irgendwie laufen die Bayern damit fast schon gegen den Trend. Die Euroleague ist auch kurz vor dem Ende der Vorrunde von einer nie dagewesenen Flut von Verletzungen und Ausfällen betroffen. Serbiens Nationaltrainer Dušan Alimpijević widmete dem kürzlich sogar eine eigene Pressekonferenz. Im Schnitt, so die Botschaft, müsse jeder Euroleague-Club in jeder Partie auf drei Profis verzichten. Es ist die Folge eines bewegten Sommers mit einer Europameisterschaft, die nur gut zehn Tage vor dem Saisonstart zu Ende ging. „Es ist wahnsinnig intensiv“, sagte Herbert.
Dem Bayern-Coach kommt die etwas entspanntere Personallage natürlich gerade Recht. Sechs Niederlagen in Folge in der Euroleague haben Spuren hinterlassen. „Wir haben keinen Nick Weiler Babb oder Devin Booker mehr. Wir können das nur als Team lösen“, sagte der Kanadier, „aber wir sind noch kein Team.“ Den Prozess will er beschleunigen, indem er die Spielanteile in der Königsklasse, wie zuletzt schon in Dubai und Oldenburg erprobt, auf „neuneinhalb Spieler“ verteilt. „Weil die Spieler so schneller in den Rhythmus kommen“, sagte Herbert. Mit diesem Prinzip sind die Bayern im Vorjahr gut gefahren. Mit 20 Siegen schrammten sie am Ende nur um ein Erfolgserlebnis am Viertelfinale vorbei.
Und ansonsten bleibt die Hoffnung auf einfachere Umstände in der kommenden Saison. Dann plant die Euroleague, das Feld neu zu organisieren. Wer dabei ist, das zeichnet sich langsam ab. Die beiden Belgrader Clubs, Valencia, Bologna (alle bis 2028) und Dubai (bis 2030) sind ja ohnehin noch durch mehrjährige Lizenzen gebunden. Dazu haben sich aus der Kernbesetzung der zwölf A-Lizenz-Inhaber bereits acht vertraglich zum Dabeibleiben bekannt. Die verbleibenden vier (FC Barcelona, Madrid, Fen. Istanbul und Lyon) müssen sich bis zum 15. Januar erklären. Zumindest im Falle des FC Barcelona und Titelverteidiger Fenerbahce Istanbul geht die Tendenz offenbar zu einem Verbleib in der Euroleague.
Bleibt es zumindest bei einem 20er-Feld, wird die Königsklasse in zwei regionale Gruppen aufgeteilt. Jedes Team spielt dann jeweils Hin- und Rückspiel gegen die Gegner der eigenen Gruppe und jeweils eine Partie gegen die andere. Herbert gefällt es: „Für die Spieler ist das besser.“PATRICK REICHELT