Befürworter des VAR: 1860-Coach Kauczinski. © sampics
München/Frankfurt – Auswärtssieg in Ingolstadt, abhaken, nach vorne blicken. So leicht geht das beim TSV 1860 in diesen Tagen allerdings nicht. Denn wieder einmal ärgerten sich die Löwen beim 2:1-Auswärtserfolg über die Leistung des Schiedsrichters. Sowohl die Gelb-Rote Karte gegen Kevin Volland als auch die fünfte Verwarnung für Innenverteidiger Siemen Voet, der damit wie Volland im Spitzenspiel gegen Verl (Samstag, 16.30 Uhr) fehlen wird, sorgten für mächtig Ärger. Beide Szenen bewertete Ex-FIFA-Referee Babak Rafati bei „liga3-online.de“ als Fehlentscheidungen.
Während die Tabellenspitze in der 3. Liga für 1860 noch ein gutes Stück entfernt ist, führen die Sechzger ein anderes Ranking unangefochten an: Keine andere Mannschaft wurde laut den Auswertungen Rafatis bereits so häufig krass benachteiligt wie die Löwen: 14 Fehlentscheidungen in 18 Spielen – 0,77 grobe Fehler pro Partie. Zum Vergleich: Bevorzugt wurden die Sechzger bisher viermal, Rang 13 im Liga-Ranking.
Kaum verwunderlich, dass sich 1860-Coach Markus Kauczinski für die Einführung des VAR in der 3. Liga aussprach: „Ich bin dafür. Am Ende ist es eine Kosten- und eine Manpower-Frage, die beantwortet werden müssen.“ Die Stimmen werden lauter, dass der Deutsche Fussball-Bund zumindest über den VAR light (Videostation am Spielfeldrand, beide Trainer haben zwei Challenges pro Partie) nachdenken müsse.
Alles aber nicht so einfach, wie der Verband auf Anfrage unserer Zeitung klarstellte: „Der DFB, die Schiri GmbH, der Ausschuss 3. Liga und die Clubs befinden sich im regelmäßigen Austausch. In den bisherigen Abwägungen wurde auf die Einführung des VAR in der 3. Liga verzichtet. Dies war in der Vergangenheit mit deutlicher Mehrheit das Meinungsbild unter den Clubs der 3. Liga.“
VAR light? Nicht so eben schnell umsetzbar, erklärt der DFB: „Neuerungen müssen in Einklang mit den internationalen Regeln stehen, die von IFAB (International Football Association Board) und FIFA vorgegeben sind. Es kann hier nicht jedes Land und jede Liga machen, was sie wollen und unabgesprochen etwas ausprobieren.“
Zudem stellt der DFB klar, dass ein möglicher VAR in der 3. Liga nicht mit den Hilfsmitteln aus den beiden Bundesligen vergleichbar sei: „Das Kamerakonzept in den Übertragungen der 3. Liga beinhaltet deutlich weniger Einstellungen als in der Bundesliga und 2. Bundesliga. Das erschwert es, strittige Situationen in der 3. Liga zufriedenstellend einzusehen und aufzulösen. Die mögliche Folge könnten zusätzliche Diskussionen und eine noch größere Enttäuschung der Betroffenen sowie der Öffentlichkeit sein.“
Der Verband betont zudem, dass es in anderen Ligen auch Stimmen in die andere Richtung gibt: „Wie kontrovers zum Teil die Meinungen sind, zeigt sich Woche für Woche. Während in den Bundesligen schlagzeilenträchtig von einigen Trainern und Spielern bemängelt wird, der VAR habe negativen Einfluss auf die Emotionen, fordern in der 3. Liga andere die Einführung des VAR, um den Fußball gerechter zu machen.“
Im Februar wird bei einer Managertagung der 3. Liga erneut über das Thema VAR gesprochen werden. Die Mehrkosten für die Initialisierung (eines VAR lights, der möglicherweise fehleranfälliger als der VAR der oberen beiden Ligen wäre) sowie die Aufstockung des Schiedsrichterpersonals müssten die Clubs selbst tragen. Selbst wenn die Mehrheit der Vereine für eine Einführung des VAR (in welcher Form auch immer) wären: Vor dem Sommer passiert in dieser Hinsicht in der 3. Liga nichts. MBU