Und täglich grüßt das Murmeltier.
Seit Jahren wiederholt sich europaweit dasselbe Spiel: Fans zünden Pyrotechnik, Verbände bestrafen – und zahlen müssen die Vereine. Diesmal hat es den FC Bayern und Eintracht Frankfurt getroffen. Eines muss vorab klar gesagt werden: Gewalt hat im Stadion nichts zu suchen. Wer vermummt und mit Quarzhandschuhen „bewaffnet“ Zäune einreißt, wie zuletzt Feyenoord-Fans in Stuttgart, oder volle Bierbecher auf Zuschauer wirft, wie in Barcelona geschehen, überschreitet eine rote Linie. Solche Täter gehören identifiziert, konsequent bestraft und dauerhaft ausgeschlossen. Doch beim Thema Pyrotechnik greifen die bisherigen Mechanismen zu kurz – oder gar nicht. Fan-Ausschlüsse sind selten wirksam, das Prinzip „Strafe auf Bewährung“ wirkt hilflos. Und auch die Geldstrafen löse keine Probleme. Sie schaden vor allem finanziell schwächeren Clubs – man denke nur an Vereine wie 1860 München – und ändern am Verhalten in den Kurven praktisch nichts.
Die Realität ist: Pyrotechnik lässt sich nicht verbieten. Für Ultras gehört Pyro zur Fankultur. Eine Kultur, die paradoxerweise auch von der DFL gern vermarktet wird, wenn sie in Imagefilmen die Kurven zeigt und die Bundesliga als besonders stimmungsvoll verkauft. Deshalb braucht es endlich ein Umdenken. Pyrotechnik muss aus der Verbotszone geholt werden. Denn ein Verbot, das dauerhaft ignoriert wird, besitzt keinerlei Autorität mehr. Wer das Problem wirklich lösen will, muss eine Debatte um die Legalisierung des Zündstoffes zulassen. Wie das funktionieren kann, zeigt der Blick nach Norwegen. Dort ist der Einsatz von Pyrotechnik in einem Pilotprojekt unter klar definierten, strengen Auflagen erlaubt. Dazu gehört unter anderem: Nur geschulte, volljährige und nüchterne Personen dürfen Pyrotechnik verwenden. Die Bereiche, in denen Leuchtfackeln oder Rauchtöpfe gezündet werden, sind klar markiert. Und es gelten feste Sicherheitsabstände, mindestens ein Meter zu anderen Personen. Die Ergebnisse werden mit Spannung erwartet – und vielleicht helfen sie, tatsächlich eine Lösung zu finden.