ZUM TAGE

Hau den Nick

von Redaktion

Garbine Muguruza war vier Wochen die Nummer eins der Welt. Sie gewann zwei Grand-Slam-Titel und als erste Spanierin das WTA-Finale. Auf dem Platz paarte die 1,82 Meter große Athletin Ästhetik und Kraft. Wer behauptet, Muguruza habe eine erfüllte Tennis-Karriere gehabt, lehnt sich nicht allzu weit aus dem Fenster. Und doch gibt es eine Tatsache, die die variantenreiche Rechtshänderin wurmt: Muguruza konnte nie gegen einen Mann gewinnen! Nicht einen Satz. Nicht gegen ihre beiden Brüder und nicht gegen die vielen, vielen Trainingspartner. Nach jedem Übungsmatch sei sie „am Ende total frustriert“ gewesen, erzählte Muguruza jüngst. Ihre These: Ein Mann, der auf Platz 1000 der Rangliste steht, selbst ein Junior, ist besser als eine Top-10-Spielerin.

Nun ist der dauerverletzte Nick Kyrgios mit seinen 30 Jahren kein Jüngling mehr, hat seit März kein offizielles Match mehr bestritten und ist bis auf Platz 671 zurückgefallen. Aber im Geschlechterkampf gegen Aryna Sabalenka, die amtierende Damen-Prima, wird es am Sonntag trotz aller Extra-Regeln locker reichen. Denkt zumindest Muguruza und daher kann sie dem Dubai-Duell wenig abgewinnen. So wie sie denken viele Experten. Auch die bisherige Historie solcher Duelle unterstreicht die Vermutung. Aber die hundertprozentige Bestätigung liefert er eben erst das Ergebnis – und genau das macht die Faszination aus. Der polarisierende Australier mit der großen Klappe hat dabei definitiv mehr zu verlieren. Auf Sabalenka prasselt dafür viel Kritik ein – sie tue dem Frauentennis keinen Gefallen. Doch während ihre Vorgängerinnen, allen voran Billie Jean King, erfolgreich für mehr Gleichberechtigung kämpften, ist das Spiel für Sabalenka (die heute davon profitiert) und deren Agentur (die das Spektakel veranstaltet) einfach nur Show.

Und genau das ist es auch. Denn mit echtem Tennis hat das Match wenig zu tun. Kyrgios hat nur einen Aufschlag und verliert damit eine große Waffe. Sabalenkas Feld ist neun Prozent kleiner. Der mögliche dritte Satz wird zielgruppen-adäquat nur in einem Super-Tiebreak ausgespielt. Das hält sogar der geschundene Kyrgios-Körper aus. Auf der anderen Seite nimmt man ihm ein bisschen den physischen Vorteil weg. Ob‘s ausreicht? Vermutlich nicht. Ist aber auch egal. Auch wenn Sabalenka verlieren sollte, schmälert das ihre tolle Karriere nicht.

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