76 und kein bisschen leise: Svetislav Pesic führte sich so bei den Basketballern des FC Bayern ein, wie er sie 2016 nach vier Jahren verlassen hat. © IMAGO
München – Ok, an gewisse Details muss sich auch ein Svetislav Pesic erst wieder gewöhnen. Bei der Analyse seines ersten Einsatzes sprang der Trainer-Rückkehrer der Basketballer des FC Bayern zwischen Englisch und Deutsch hin und her. Was er zu sagen hatte, war allerdings auch so ziemlich unmissverständlich. Seine Spieler, so könnte man die Botschaft vielleicht zusammenfassen, müssen wieder hin, wo es wehtut.
Diese Leidensfähigkeit war beim 72:82 gegen Hapoel Tel Aviv nur teilweise aufgeblitzt. Vor allem in der Anfangsphase hatte der Euroleague-Primus die Bayern auch in der eigenen Zone deutlich dominiert. Was Pesic merklich erboste: „Gerade da musst du dem Gegner zeigen: Ich bin da!“ Heißt: Abpraller kontrollieren, gegebenenfalls den Gegner auch mit Fouls einbremsen.
Man ahnt: Es wird Teil eins von Pesics Rettungsmission. Seine Bayern sollen auf dem Weg der Besserung erst einmal ein konsequentes Defensivteam werden. Schritt für Schritt will der Meistertrainer von 2014 seine Profis dorthin führen. Ob übers Training oder die Spiele, wie die aktuelle BBL-Trilogie in Frankfurt, gegen Trier (28.12.) und in Rostock (31.12.). Und das mit harter Hand. Den neuen Wind hat vor allem NBA-Einkauf Spencer Dinwiddie gleich einmal zu spüren bekommen. Gut neun Minuten durfte der Kalifornier gegen Tel Aviv mitmachen. Nach Frankfurt reiste er aus privaten Gründen erst gar nicht mit.
Energie und Härte – es sind genau die Qualitäten, die Pesic seit jeher vorlebt. Was das Bayern-Engagement aber auch für ihn zur Kraftprobe machen dürfte. Immerhin warten noch rund 50 Spiele auf den serbischen Altmeister. Und Svetislav Pesic ist immerhin auch schon 76 und damit nach Curacaos Fußball-Lenker Dick Advocaat (78) der derzeit älteste aktive Coach im professionellen Mannschaftssport. Ok, sein erster personeller Schachzug dürfte ihm helfen: Pesic holte sich seinen alten Freund „Muki“ Mutapcic zurück in den Trainerstab.
Klar ist nun allerdings auch: Mit Pesic werden im Bayern-Team die Karten neu gemischt. Gegen Hapoel Tel Aviv etwa stand kein einziger Nordamerikaner in der Startbesetzung. Am Ende erhielt ausgerechnet der US-Boy das einzige Lob des neuen Coachs, dessen Vertrag eigentlich in wenigen Tagen endet. David McCormack kam spät ins Spiel, warf sich aber mit Wucht ins Geschehen und sammelte immerhin noch zehn Punkte. „Es hat uns viel gegeben“, lobte Pesic, „das war gut.“
Für mögliche Veränderungen allerdings drängt die Zeit. Bereits in der Euroleague tätige Profis können nur noch bis zum Rückrundenstart am 5. Januar verpflichtet werden. Bis zum 25. Februar können immerhin noch Spieler an Bord geholt werden, die in dieser Saison noch nicht im System der Königsklasse aktiv waren. Doch in dieser Phase ist der Transfermarkt üblicherweise eher dünn bestückt. Svetislav Pesic indes stört das wenig. Der serbische Trainer-Vulkan will das bestehende Personal konkurrenzfähig machen, wie er ankündigte: „Wir werden besser spielen, keine Sorge!“PATRICK REICHELT