Emotionen: Schmid bei ihrer Abschiedserklärung. © dpa
Oberstdorf – Irgendwann gehörte die Bühne der kleinen Überfliegerin ganz alleine. Weil Katharina Schmid halt auch etwas Besonderes zu sagen hatte. „Ich werde meine Karriere nach dieser Saison beenden“, sagte sie mit leicht brüchiger Stimme. Alles, was dieser bewegte Winter noch bringt, angefangen von der Two-Nights-Tour ab Dienstag in Garmisch-Partenkirchen – es wird ihre persönliche Abschiedstour sein.
Das mag zumindest vom Zeitpunkt her ein bisschen überraschen. Immerhin nimmt die Vierschanzentournee der Frauen, für die auch sie in den vergangenen Jahren eine so beharrliche Vorkämpferin war, fürs nächste Jahr Formen an. Für die 29-Jährige ist das kein Argument mehr: „Dann werde ich nie aufhören, weil irgendwas kommt immer ein erstes Mal.“
In der Tat hat die Frau, die ihr halbes Leben durch die Skisprungwelt geflogen war, reichlich Premieren ihrer Sportart miterlebt. Der erste Weltcup für Frauen, die erste Großschanze, das erste Skifliegen – „ich bin unheimlich dankbar dafür, was mir der Sport alles gegeben hat“, sagte sie.
Den Entschluss trägt Katharina Schmid nun schon einige Wochen mit sich herum. Zum Auftakt des Winters hat sie den Verband und ihre Teamkolleginnen informiert. Und da hat auch Sportdirektor Horst Hüttel nicht mehr viel Widerstand geleistet. Zweimal hat der Chef der nordischen Sparte im Deutschen Skiverband (DSV) der kleinen Oberstdorferin die Abschiedspläne in der Vergangenheit noch ausgeredet, „irgendwann aber geht das nicht mehr“, wie er sagte.
Dabei hätte es zumindest 2023 gute Argumente gegeben, sie ziehen zu lassen. Denn einen größeren Abgang als damals hätte Katharina Schmid kaum haben können. Bis zur Weltmeisterschaft in Planica war ihr als Solistin auf der Schanze der Ruf der ewigen Zweiten angehaftet. Zweite bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang, Zweite auch in Peking, Zweite bei der Weltmeisterschaft in Seefeld – doch in Slowenien wurde aus der Silber endlich die „Gold-Katha“. Den Titel auf der Normalschanze garnierte sie mit Gold in den beiden Team-Entscheidungen. Die Frau, die vor 15 Jahren unter ihrem Mädchennamen Althaus in die Elite gesegelt war, wurde zum deutschen Gesicht der Titelkämpfe von Planica. Dennoch hat sie sich trotz leiser Tendenzen am Ende gegen den Abschied durchs ganz große Tor entschieden. Nun geht sie durchs etwas kleinere. Auch ihre Abschiedserklärung war Teil des Rahmenprogramms, direkt nach der Auftaktpressekonferenz der Männer. Doch es ist halt der Moment, an dem „es sich einfach richtig anfühlt“, wie sie erklärte.
Die Frau, die seit 2023 mit Patrick Schmid, dem Bruder von Kombinierer Julian Schmid, verheiratet ist, hat andere Pläne. Sie will Familie, sie will ein neues Leben, in dem es um mehr geht als um Sprungweiten. Wobei: Ganz loslassen wird ihr Sport sie dann wohl doch nicht, seit dem Vorjahr besitzt sie eine Trainerlizenz. „Kann gut sein, dass ich Trainerin werde“, sagte sie, „aber wenn, dann im Nachwuchs.“RP