Auftritt der Söhne von Diogo Jota. © AFP
Der Frust aus 1585 torlosen Minuten entlädt sich: Über vier Monate benötigte Florian Wirtz, um seine Torpremiere für den FC Liverpool zu feiern. © AFP/OLI SCARFF
Liverpool – Florian Wirtz klopfte wieder und wieder auf das Wappen des FC Liverpool auf seiner Brust, dann setzte der deutsche Nationalspieler im Vollsprint zum meterhohen Jubelsprung an und schrie die pure Freude heraus. Der Bann war endlich gebrochen – und ganz Anfield verfiel in ohrenbetäubende Ekstase: In seinem 23. Einsatz für die Reds hatte Wirtz das erlösende erste Pflichtspieltor seit seinem Wechsel auf die Insel erzielt.
Von einem „tollen Gefühl“ auf dem Platz sprach Wirtz nach seinem Treffer beim 2:1 (2:0) gegen die kriselnden Wolverhampton Wanderers. Er wirkte lange nach: „Ich war sehr glücklich und bin es noch immer.“ Die Erleichterung nach einem komplizierten Start in Liverpool war riesig.
1585 Pflichtspielminuten benötigte der 22-Jährige, ehe er nach einem schönen Zuspiel des Ex-Frankfurters Hugo Ekitiké mit der Fußspitze das zwischenzeitliche 2:0 (42.) gegen das noch sieglose Schlusslicht erzielte. Zu viele Minuten waren es für den Offensivstar, der mit einem Preisschild von bis zu 140 Millionen Euro von Bayer Leverkusen zum englischen Meister gewechselt war. Sein Debüt in der Premier League gab er Mitte August, erst am 20. Dezember gelang ihm der erste Scorerpunkt, nun folgte das erste Tor.
Spieler des Kalibers Wirtz werden vor allem an Toren und Vorlagen beurteilt, das weiß der Spielmacher genauso wie sein Teammanager Arne Slot. „Aber manchmal vergisst man dabei, was es sonst noch im Spiel zu tun gibt. Er ist bereits die gesamte Saison wichtig für uns“, sagte Slot. Gleichzeitig nahm der Niederländer den Deutschen in die Pflicht. Wirtz‘ Tor sei keine Überraschung, „aber er selbst weiß wahrscheinlich am besten, dass ein Tor nicht genug ist“.
Der Trend spricht klar für Wirtz. Er kommt in seiner neuen Heimat immer besser zurecht, was auch Bundestrainer Julian Nagelsmann mit Blick auf die WM 2026 im Sommer wohlwollend zur Kenntnis nehmen dürfte. Wirtz hat viel an seiner Physis gearbeitet und im Fitnessstudio rund zwei Kilogramm an Gewicht, vor allem an Muskelmasse, zugelegt, um besser für die Intensität des englischen Fußballs gerüstet zu sein.
Seine Leichtigkeit hat er dabei nicht verloren. Die Daily Mail attestierte Wirtz nach dem Premierentor „die von ihm erwartete deutsche Effizienz, gepaart mit einer spanisch anmutenden Ballfertigkeit und einem kreativen Blick“. Der Mirror wähnte nun den „echten Florian Wirtz“ beobachtet zu haben. Das Boulevardblatt Sun titelte: „GO WITH THE FLO“.
Und Wirtz? Der genoss den wohlverdienten Zuspruch seines Trainers, der Mitspieler und der Fans. „Ich war zuversichtlich, dass ich eines Tages ein Tor erzielen würde. Ich wollte schon früher damit anfangen, Tore zu schießen und Vorlagen zu geben, aber es ist nun mal so, und ich muss es akzeptieren“, sagte Wirtz und entschwand mit einem Versprechen in den Feierabend: „Ich versuche, so weiterzumachen.“SID