KOMMENTAR

Wenigstens ein bisschen Jäger

von Redaktion

Natürlich haben diese Frage kommen müssen. Doch richtig ernsthaft hat sich Stefan Horngacher mit ihnen nicht befassen wollen. Ob sie denn anders wird, seine letzte Vierschanzentournee als Bundestrainer der deutschen Skispringer? Seine Antwort, na klar: man wird sehen.

Vor dem Start des Trips von Oberstdorf nach Bischofshofen spricht bei allem Respekt vor den Leistungen von Philipp Raimund und Felix Hoffmann zumindest ziemlich viel dafür, dass der Ausgang dieser 74. Tournee der gleiche sein wird wie in den Vorgängermodellen unter Horngachers Führung. Dass man am Dreikönigstag mal wieder zuschauen wird, wenn andere den verflixten Goldadler in den Pongauer Himmel stemmen werden. Und dass das Kapitel des 56-jährigen Wahl-Schwarzwälders beim DSV in dieser Hinsicht ein unvollendetes bleiben wird.

Doch letztlich wäre das nur ein weiterer Beleg für die besondere Eigenart dieses Turniers, ja der ganzen Disziplin. In der kleinste Veränderungen schon so große Folgen haben können. Dass das so ist, musste auch der Co-Gastgeber der Vierschanzentournee feststellen. Vor einem Jahr haben Austrias Adler bei der Tournee die Springerkonkurrenz deklassiert. Haben elf von zwölf möglichen Podestplätzen eingeflogen. Jetzt sagt auch Titelverteidiger Daniel Tschofenig nach einem zähen Saisonauftakt: „Wir sind nur Jäger“.

Natürlich hat die Veränderung mit dem neuen Reglement zu tun, das der Weltverband FIS als Konsequenz aus dem Anzugskandal der WM erließ. Ein Reglement, das „uns mal wieder hingeknallt wurde“, wie Karl Geiger sagte, der den Weltcup im Frühwinter nach grausamen Pleiten entnervt zu Basis-Trainingseinheiten in Oberstdorf, Planica und Predazzo verließ.

Aber zur Wahrheit gehört eben auch, dass es Springer gibt, die mit den Veränderungen weit besser klarkommen. Athleten wie der unverwüstliche Japaner Ryoyu Kobayashi, der nicht erst mit seinem Sieg bei der Tournee-Generalprobe in Engelberg Ansprüche auf seinen vierten Tourneesieg anmeldete. Allerdings: Einen Hoffnungsschimmer gab es dort auch für die Deutschen, Hoffmann (2./3.) und Raimund (zweimal 4.) flogen ins Spitzenfeld. Und die Springen im Tal der Engel waren schon oft ein Tournee-Orakel.

Stefan Horngacher hätte gewiss nichts dagegen.

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