Das Fernsehduell in seiner jetzigen Form sei eine „Missgeburt“, hatte ZDF-Ex-Chefredakteur Nikolaus Brender schon vorher geätzt, und auch nach dem Schlagabtausch zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Herausforderer Martin Schulz am 3. September hagelte es Verrisse. Die Zuschauer hätten „97 hektische Minuten ohne Erkenntnisgewinn“ bekommen, die vier Moderatoren seien auf die Rolle von Stichwortgebern reduziert worden, lautete der Tenor der Kritik. Das Duell verdiene schon jetzt den Pokal für das am meisten überschätzte Fernsehereignis des Jahres, spottete der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen. Wie berichtet, hatte sich die Kanzlerin nur zu einem einzigen Duell bereit erklärt. Das allerdings war mit mehr als 16 Millionen Zuschauern die bisher meistgesehene Sendung des Jahres.
Während ZDF-Chefredakteur Peter Frey – wohl stellvertretend für alle vier beteiligten Sender – zunächst die Devise „Ein Duell ist besser als kein Duell“ ausgegeben hatte, will zumindest die ARD beim nächsten Mal nicht nachgeben. Das berichtet die „Rheinische Post“. „Wie das jetzt gelaufen ist, so können wir es nicht mehr machen. Das war Konsens“, zitierte das Blatt einen Teilnehmer der jüngsten Intendantenkonferenz. Bei einer Neuauflage vor der nächsten Bundestagswahl im Jahr 2021 wolle man die Trennung zwischen einem öffentlich-rechtlichen und einem von privaten Sendern organisierten Duell. Auch soll bei einer gemeinsamen Ausstrahlung in ARD und ZDF eine gemeinsame Redaktion die inhaltliche und gestalterische Führung übernehmen.
Ein Sprecher des Senderverbundes bestätigte gestern auf Anfrage unserer Zeitung zwar, dass „der Wunsch bekräftigt wurde, beim nächsten Mal ein rein öffentlich-rechtliches Duell zu haben“. Einen Beschluss der Intendanten dazu habe es jedoch nicht gegeben: „Im Übrigen wird diese Frage ja erst zur nächsten Bundestagswahl in voraussichtlich vier Jahren wieder relevant.“
Auch beim ZDF gibt man sich inzwischen selbstkritischer als am Tag nach der Sendung. Das Duell habe gezeigt, „dass die Durchführung mit vier Moderatoren von vier Sendern eine stringente Gesprächsführung und Gesprächsvertiefung nur in begrenztem Maße zulässt“, hieß es gestern vom Mainzer Sender. Man werde sich auch vor der nächsten Wahl für zwei Duelle und eine Verbesserung des Formats einsetzen.
Noch entschlossener klingt es bei RTL: „Wenn es noch einmal eines Beweises dafür bedurfte, dass ein Duell der Vielfalt an Themen und dem Bedürfnis der Zuschauer auch nach eingehenderen Debatten nicht gerecht werden kann, dann hat ihn das Duell am 3. September noch einmal nachdrücklich geliefert“, so Sprecher Mathias Bolhöfer. Man habe schon diesmal „sehr hartnäckig zwei Duelle eingefordert“ und werde dies auch beim nächsten Mal tun. „Wir haben uns schon in diesem Jahr für zwei Fernsehduelle eingesetzt“, betonte auch für Pro Sieben-Sat.1 Sprecherin Diana Schardt: „Stand heute werden wir dies zur nächsten Bundestagswahl wieder tun. Jetzt schon über Regularien oder Konstellation in vier Jahren zu sprechen, ist dann doch etwas früh.“
Was auch immer die Sender tun werden, um ihre Forderung nach zwei Duellen – sie gab es zuletzt im Jahr 2002 zwischen Gerhard Schröder (SPD) und Edmund Stoiber (CDU/CSU) – durchzusetzen, die derzeitige Kanzlerin wird dann wohl nicht mehr daran beteiligt sein.