(Fernseh-)Chefärzte haben eine besondere Aura – man denke nur an Professor Brinkmann aus der ZDF-„Schwarzwaldklinik“, verkörpert von Klausjürgen Wussow (1929–2007). An Wussows Popularität reicht die Dieter Bellmanns nicht heran, dafür kann sich dieser zugute halten, in der Rolle des Klinikchefs Professor Simoni aus „In aller Freundschaft“ das Genre Krankenhausserie erzählerisch ins 21. Jahrhundert geführt zu haben. Pragmatischer, geerdeter und insofern vielleicht sogar „echter“ als Wussow. Nun ist Dieter Bellmann im Alter von 77 Jahren gestorben, wie der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) mitteilt.
„Wir nehmen Abschied von einem guten Freund, der in seiner Rolle wie auch als Mensch eine ganz herausragende Figur bei In aller Freundschaft‘ war“, sagte MDR-Programmdirektor Wolf-Dieter Jacobi. Bellmann habe sich mit hoher Professionalität und viel Charme in die Herzen der Fans gespielt. Der ausdem sächsischen Dohna stammende Schauspieler war im Jahr 1998 schon in der ersten Folge der Serie über die fiktive „Sachsenklinik“ in Leipzig zu sehen, die bundesweit im Ersten ausgestrahlt wird und für die ARD als Quotengarant gilt. Im Durchschnitt schalten momentan rund 5,5 Millionen Zuschauer ein. Bellmann war fast zwei Jahrzehnte lang aus der Serie nicht wegzudenken, als Chefarzt, als Klinikdirektor und schließlich nach Professor Simonis Pensionierung als Berater. Die letzte Folge mit ihm wurde im Ersten erst am 10. Oktober gezeigt.
Daneben stand er auch auf der Bühne von Schauspiel und Kabarett. Unter anderem tourte er mit einer Lesung von Arztgeschichten etwa von Michael Bulgakow und Anton Tschechow und einem Programm mit Texten von Erich Kästner. Als Synchronsprecher lieh er Stars wie Alain Delon, Jean-Paul Belmondo und Donald Sutherland seine sonore Stimme. „Doch persönlich kennengelernt habe ich sie leider nie“, bedauerte Bellmann vor einigen Jahren.
Seine Karriere begann nach dem Studium an der Theaterhochschule Leipzig am dortigen Schauspiel, wo er auch als Regisseur arbeitete – wie später am Kabarett Leipziger Pfeffermühle. Mit „In aller Freundschaft“ wurde Bellmann zum Publikumsliebling. Seit der Premiere 1998 gab er den Chef der Sachsenklinik, menschlich fair und korrekt mit einem offenen Ohr für Patienten und Mitarbeiter. Er habe mit viel Spielfreude „seinem Professor Simoni Ausdruck und Tiefe verliehen“, sagte MDR-Fernsehfilmchefin Jana Brandt. „Wir und die Fans werden ihn schmerzlich vermissen“.
Der nach Senderangaben überraschende Tod traf auch seine Serienkollegen schwer. Schauspieler Thomas Rühmann, der Simonis Nachfolger Roland Heilmann spielt, reagierte betroffen und traurig. Er würdigte den Freund als sehr humorvollen Menschen, großen Schauspieler und „herrlichen“ Geschichtenerzähler. Jutta Kammann, die 16 Jahre lang Oberschwester Ingrid in der Sachsenklinik und zuletzt Professor Simonis Lebensgefährtin war, ergänzte: „Ich bin tief erschüttert.“ Sie sei dankbar für Freundschaft und Zusammenarbeit. „Mach’s gut, lieber Dieter!“