Geht in Berlin ein Serienkiller um?

von Redaktion

Der neue „Tatort“-Fall „Dein Name sei Harbinger“ ist ein atmosphärisch dichter Thriller an schaurig schönen Berlin-Schauplätzen

Von Elke Vogel

Der SpuSi-Mann im weißen Ganzkörperanzug bringt es auf den Punkt: „Ey, ihr Beiden seid echt wie so ein Magnet für Horror-Leichen“, ruft der Spurensicherungsexperte dem Berliner Ermittler-Duo Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) zur Begrüßung zu. Unter einer Bahnbrücke wurde in einem ausgebrannten Transporter eine verkohlte Leiche gefunden. „Männlich, wahrscheinlich“, wird gemutmaßt. „Dein Name sei Harbinger“ heißt der düstere und spannende Berlin-„Tatort“, der an diesem Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten läuft.

Im sechsten gemeinsamen Fall von Rubin und Karow knirscht es im Zusammenspiel des Ermittlerteams nach wie vor gewaltig. Karow versprüht mal wieder Zynismus pur. Rubin streitet sich am Handy mit ihrem ins ferne Straubing gezogenen Mann, nachdem sie gerade den gemeinsamen Sohn Tolja aus der Ausnüchterungszelle geholt hat. Kommissarsanwärterin Anna Feil (Carolyn Genzkow) bricht nach einer schlimmen persönlichen Nachricht auf der Toilette zusammen – und gerät ins Fadenkreuz der gefährlichen Ermittlungen. Rasch werden Verbindungen zwischen drei alten Fällen mit dem jüngsten Verbrechen sichtbar – geht in Berlin ein Serienkiller um?

Die Spur führt zu einer Kinderwunschklinik – denn die Toten waren alle Halbgeschwister, gezeugt mithilfe von In-Vitro-Fertilisation. Hier wird das Gender-Thema fortgesetzt, das die bisherigen Berliner „Tatort“-Folgen durchzog. Die Klinik-Gründerinnen (Almut Zilcher und Eleonore Weisgerber) sind auch privat ein Paar. Ihr Sohn Stefan (Trystan Pütter), heutiger Leiter der Klinik, ist ein „Produkt“ seiner Mütter.

Karow ermittelt inzwischen auch auf eigene Faust. Er versucht auf sehr spektakuläre Weise und unter Einsatz seines Lebens, das Vertrauen des Verdächtigen aus dem Berliner Untergrund zu gewinnen. Der hatte nämlich als Jugendlicher einen Anschlag auf eine der Reproduktionsmedizinerinnen verübt. Mark Waschke baut seine Ermittlerfigur mit seinen gewagten Alleingängen zu einer Art Schimanski aus – und drängt Meret Becker als die mit familiären Problemen kämpfende Kollegin Rubin dieses Mal etwas an den Rand.

Regisseur Florian Baxmeyer hat bereits „Tatort“-Erfahrung und inszenierte zuletzt unter anderem den Fall „Nachtsicht“ mit der Bremer Kommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel). Mit „Dein Name sei Harbinger“ gelingt ihm ein atmosphärisch dichter Thriller an schaurig schönen Berlin-Schauplätzen. Die Handlung ist einigermaßen schlüssig – was mehr zählt, das sind aber die eigenwilligen, interessanten Charaktere.

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