TV-drama „Der Polizist, der Mord und das Kind“

Kommissar mit Herz

von Redaktion

Das ZDF zeigt die wahre Geschichte des Münchner Kriminalbeamten Carlos Benede und seines Adoptivsohnes

von Astrid Kistner

Mitten in der Nacht schreckt Alexander hoch. Die Polizei hat die Wohnungstür eingetreten. Schlaftrunken tappt der elfjährige Bub in die Küche und sieht seine Mutter in einer Blutlache liegen – erstochen von seinem Vater. Alexander landet auf dem Münchner Polizeipräsidium bei Opferschutzkommissar Carlos Benede und damit in der Obhut eines Mannes, der ihm nach seinem traumatischen Erlebnis Fürsorge, Geborgenheit und schließlich auch ein Zuhause schenkt. Das ZDF-Drama „Der Polizist, der Mord und das Kind“ (heute, 20.15 Uhr) erzählt eine berührende Geschichte – ohne Kitsch und Pathos. Eine Geschichte, die umso mehr bewegt, weil sie wahr ist.

Es gibt ihn wirklich, diesen Münchner Polizisten, der vor 17 Jahren das erste Mal seinem späteren Adoptivsohn Alexander begegnet. Er gewinnt das Vertrauen des Kindes, fährt mit ihm im Streifenwagen und mit Blaulicht zur nächsten Eisdiele. Carlos Benede hat diese Erinnerungen in seiner Autobiografie festgehalten, Autorin Dorothee Schön packt sie in ihr gelungenes Drehbuch. Präzise hält sie sich an die realen Ereignisse, und Regisseur Johannes Fabrick inszeniert sie ohne Gefühlsduselei in seinem Familiendrama. Er vertraut auf hervorragende Schauspieler und die Macht der Realität. Nur bei der Besetzung des Kommissars gibt es Abweichungen. Der echte Carlos Benede ist ein dunkelhäutiges Mannsbild mit bairischem Akzent. Den verdankt der Sohn einer Spanierin und eines unbekannten Vaters den katholischen Klosterschwestern im Allgäu, bei denen er aufwuchs.

Im Film spielt der blonde Schauspieler Matthias Koeberlin Benede und wird ihm, wenn auch nicht optisch, so doch menschlich durchaus gerecht. „Es war nie mein Ziel, ihn eins zu eins zu kopieren“, sagt der 43-Jährige. „Mir war es wichtig, ein Gespür für diesen Mann zu bekommen, zu verstehen, warum er eine so große Verantwortung übernommen hat – später ja auch noch für ein zweites Kind.“ Der Schauspieler und der Ex-Kommissar, der seit 2012 ein Heim für schwer vermittelbare Jugendliche in Dachau leitet, lernten sich bei Vorgesprächen kennen. „Carlos ist ein lebensfroher und humorvoller Mensch“, erzählt Koeberlin. „Gleichzeitig ist er aber auch sehr ernsthaft und im besten Sinne pragmatisch. Wenn er eine Entscheidung getroffen hat, trägt er sie mit allen Konsequenzen.“

Das zeigt auch Fabricks Film. Benede übernimmt die Vaterrolle mit großer Zuverlässigkeit, verzichtet auf privates Liebesglück und konzentriert sich auf die nicht leichte Aufgabe, ein Kind großzuziehen. Dieses Kind wird ganz großartig gespielt von Joshio Marlon, der als junger Alex zwischen Wut, Trauer und trotziger Zuversicht schwankt. Der echte Alex, mittlerweile erwachsen, war im Sommer mit Carlos bei der Premiere auf dem Münchner Filmfest. „Das hat mir sehr viel bedeutet“, sagt Hauptdarsteller Koeberlin. „Es war sicher nicht einfach, sich die eigene Geschichte anzuschauen.“ Doch Vater und Sohn zeigten sich mit dem TV-Drama glücklich. „Für mich ist das die schönste Auszeichnung für unseren Film“, so Koeberlin.

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