Diese „Bausünden“ sind Pfusch

von Redaktion

Der Chefarchitekt und sein Bauleiter kämpften zusammen in Afghanistan, die verschwundene Frau des Bauleiters arbeitete in derselben Firma, ihr Liebhaber wiederum „bezahlte“ den wilden Sex mit Großaufträgen an eben jenes Architekturbüro. Einen (allzu) kleinen Kölner Klüngel, erweitert um eine Hotelangestellte als Mordopfer, das die Polizei erst auf den Plan ruft, konstruierten Uwe Erichsen und Wolfgang Wysocki für den neuen Fall der „Tatort“-Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär).

„Bausünden“ erzählt von Liebe und Eifersucht und einem Unternehmen in Schieflage, das indirekt von der Ausbeutung von Arbeitern im fernen Katar profitiert. Privates und ein wenig Politik also, errichtet auf dem Fundament der angeknacksten Psyche eines Ex-Soldaten (Hanno Koffler). Was durchaus thrillerhaft mit einer Duschszene im Hotel beginnt, wird alsbald zum Ermittlungseinerlei der allzu routiniert spielenden Kriminaler, unterbrochen durch mäßig packende Szenen um den untergetauchten Hauptverdächtigen. Es gibt nur eine Pointe, und das ist die Tatsache, dass die Totgeglaubte (Jana Pallaske in einer Doppelrolle) am Ende doch noch lebt.

Das Spannendste ist die Musik Klaus Doldingers. Der Rest ist so rasant wie Raufaser, was vor allem daran liegt, dass Hanno Kofflers Lars Baumann viel zu brav für die sprichwörtliche „tickende Zeitbombe“ agiert, die es in einem Krimi wie diesem einfach braucht. Ein Übriges tun die bemerkenswert papierenen Dialoge („Du weißt, wozu ich fähig bin!“) und eine Dramaturgie, die – leider nicht zum ersten Mal im „Tatort“ – auf zur rechten Zeit auftauchenden Bildern aus Überwachungskameras basiert (Regie: Kaspar Heidelbach).

Ganz und gar peinlich schließlich das tränenreiche Geständnis des (vermeintlichen) Mörders (Max Hopp) auf dem Bürohausbalkon. Dieser Film präsentiert ein Personal, das sich so kalt anfühlt wie eine schlecht isolierte Wand im Winter. „Bausünden“ eben, man könnte auch sagen: Pfusch. Rudolf Ogiermann

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