Starregisseur Dieter Wedel ist nach Vorwürfen sexueller Übergriffe als Intendant der Festspiele von Bad Hersfeld (Hessen) zurückgetreten. Der 75-Jährige schrieb in einer persönlichen Erklärung, die Anfeindungen gegen ihn hätten „ein für meine Gesundheit und natürlich auch für meine Familie erträgliches Maß weit überschritten“. Er wolle die Festspiele „aus der diffamierenden Diskussion um meine Person heraushalten“. Nach Angaben seiner Sprecherin hat der Filmemacher eine Herzattacke erlitten und liegt im Krankenhaus.
Die (Ex-)Schauspielerinnen Jany Tempel und Patricia Thielemann hatten wie berichtet im „Zeit“-Magazin schwere Vorwürfe gegen Wedel erhoben, die bis hin zu erzwungenem Sex reichten. Wedel, der mit Mehrteilern wie „Der große Bellheim“, „Der Schattenmann“ und „Der König von St. Pauli“ zu den bekanntesten deutschen Regisseuren zählt und von 2002 bis 2014 die Nibelungenfestspiele in Worms (Rheinland-Pfalz) leitete, hat den Vorwürfen per eidesstattlicher Erklärung widersprochen. Die von den Schauspielerinnen geschilderten Übergriffe sollen vor mehr als zwei Jahrzehnten stattgefunden haben.
Wenig später hatte die Schauspielerin Iris Berben in einem „Zeit“-Interview berichtet, Wedel habe sie Ende der Siebzigerjahre am Set der Fernsehserie „Halbzeit“ gedemütigt, nachdem sie eine Einladung zum Essen abgelehnt habe. Auch dagegen hatte sich der Regisseur zur Wehr gesetzt.
Wedel hatte die Hersfelder Festspiele im Herbst des Jahres 2014 als Intendant übernommen. In seiner persönlichen Stellungnahme heißt es weiter: „Seit mehr als zwei Wochen sehe ich mich einer nicht enden wollenden Flut schwerster, öffentlich in den Medien erhobener Anschuldigungen und Vorwürfen ausgesetzt. Der Umfang und die Art und Weise dieser Beschuldigungen haben mich zutiefst verstört und erschüttert. Und auch die Tatsache, dass es nicht aufhört.“
Bad Hersfelds Bürgermeister Thomas Fehling sprach von einem „schmerzlichen Schritt“ für die Festspiele und die Stadt. Wedel habe es innerhalb von drei Jahren geschafft, die Festspiele „mit namhaften und renommierten Schauspielern wieder bundesweit als Marke zu etablieren“. Seine Aufgaben wird sein bisheriger Stellvertreter Joern Hinkel (47) übernehmen, bis ein neuer Intendant gefunden ist. Der Magistrat der Festspielstadt habe Wedels Rücktrittsangebot angenommen, teilte ein Stadtsprecher am Montagabend mit. Man bedauere Wedels Ausscheiden und danke ihm für seine herausragende Leistung.
Wedel sagte in seiner Erklärung weiter, er habe stets versucht, die Leistung von Schauspielern zu verbessern, da dies seiner Überzeugung nach auch in deren Interesse sei. „Viele sind mir dafür dankbar und haben mir das auch jetzt noch bestätigt. Andere habe ich offenbar zu sehr strapaziert oder gar seelisch verletzt, was mir sehr leid tut.“ Der 75-Jährige bekräftigte in seiner Erklärung: „Ich verabscheue jede Form von Gewalt, gegen Frauen ebenso wie gegen Männer.“ Er kündigte an, sich fortan nicht mehr öffentlich äußern zu wollen.